Die rauschende Geburtstags Party einer Rock Legende

Wie Elke und Karlheinz sie erlebten

HP, the Rick man, hatte den Termin natürlich schon registriert bevor Roger McGuinn überhaupt auf die Idee gekommen war (vermute ich mal schwer):

Roger McGuinn solo im "Alten Pfandhaus" am Kartäuserwall in Köln Süd,

einen Steinwurf vom Chlodwigplatz entfernt und damit von dem Ort Elkes und meiner musikalischen Zweit-Erweckung um 1980 herum, dem „Chlodwig Eck“ von Clemens Böll, in dem BAP großgeworden waren, und, am Kartäuserwall, der Adresse meines beruflichen Tuns über fast dreißig Jahre, des Humboldt-Gymnasiums.

Wenn man so will: „The founder of the Byrds“ gibt sich die Ehre, an einem der „hot spots“ unseres Lebens zu konzertieren. Was sagt man dazu, wenn diese - es bleibt dabei - Musik Legende(1) das auch noch am Tag seines eigenen 67sten Wiegenfestes tut? 

Unvorstellbar, unglaublich, sagenhaft! 

Wie wär’s mit einer Geburtstagstorte? Nää – zu popelig! Vielleicht besser ein Buch über Köln. Oder etwa beides? - HP kennt Roger und dessen Frau Camilla schon länger: Am besten beides! Na gut, dann eine Tortenmacherin im Hohen Westerwald gegoogelt und in der Bäckerei Gabriel - wie sinnig - in Herborn-Seelbach gefunden, dem Ort von „Decker’s Music Hall“, dem legendären(1) Rock Mekka des Hohen Westerwaldes.

DIE Torte aus dem Hause Gabriel in Herborn-Seelbach

Welch ein Wirbel um einen Konzertbesuch - wirklich nicht alltäglich - aber schön. Tortentransport im Fußraum des Seat Altea von Herborn-Seelbach nach Heisterberg. Belüftungsmodus auf "Kühlen" - so hat dieses unökologische Feature wenigstens einmal eine quasi-vernünftige Funktion. Der Torten Karton passt haargenau in den Kühlschrank. In großer Plastiktüte, unter getränktem Handtuch, in den Kofferraum, 90 Minuten nach Köln. Der junge Mann im Alten Pfandhaus hat zwar wg. Defekt nur noch ein Drittel Kühlschrank Kapazität, will sich aber dennoch der Torte annehmen. Gemeinsam mit einer jungen Frau der Thekenbesatzung entdecke ich ein Gefrierfach und, dass die Torte - schon wieder - haargenau dort hineinpasst. Nun können wir den Seat mit ruhigem Gewissen auf einem knöllchensicheren Stellplatz am Eifelplatz deponieren und uns im "bei mir" "vorwärmen".

Nach einem Fußmarsch in geübtem Senioren-Trottel-Trab erreichen wir - wie abgesprochen, fast Punkt 18.55 Uhr - das Alte Pfandhaus, wo Uta und HP bereits heldenhaft der Hitze trotzen. Eine recht überschaubare Zahl, den äußersten Rand der Hochblüte ihres Lebens genießender Konzert Kartenbesitzer wird stetig wachsend zur Schar und schließlich zur "queuing up crowd" von einigen immerhin Hunderten... die sich - nach dem Einlass mit originellem Eintritts-Karten-Tausch in eine viel schönere, mit einem Autograph des 67 Jahre jungen Geburtstagskindes Roger McGuinn - im Konzert Säälchen drapierten.

Meine erste bewusste Wahrnehmung des schnuckeligen ehemaligen Versteigerungs Saales des Alten Pfandhauses, mit u-förmig angeordneten drei ein halb Reihen von Sitzbänken, fast nach dem Muster des antiken Olympia Stadions ebendort, Bühne am Boden und Zugang von Backstage in die U-Öffnung: Absolut geeignet für One-man-shows und, wie sich herausstellen sollte, mit hervorragender Akustik - und eben solchem Mixer: Hut ab! - für eine rauschende Geburtstagsparty einer - immer noch - Rock Legende(1).

Elke und ich, die wir, im Gegensatz zu Uta und vor allem HP, entfernt sind, titel- geschweige denn text-sichere Edel-Fans des "Founder of the Byrds" zu sein: Pete Seegers "Turn Turn Turn", Bob Dylans "It's Alright, Ma", "All I Really Want To Do" (bitte verzeih', Roger, Deine Interpretation dieses Stücks ist riesig, aber für Elke fließt die von Bryan Ferry sogar noch'n Tick jumpier'n'easier),"und "Wasn't born to follow", "Ballad of Easy Rider", aus dem gleichnamigen Film und natürlich "Mr.Tambourine Man", die Initialzündung der Byrds am 21. Juni 1965, die sind uns doch als Alte Rock Freunde ein Begriff. Diese zeitlos tollen Stücke hier und heute, in einem überquellenden Geburtstags Strauß, vom Geburtstagskind eigenhändig und mit ungebremster Spielfreunde kredenzt zu bekommen, ist pures Glück.

Meine Vorbehalte gegenüber der doppelt besaiteten Gitarre: Viele bisher erlebte Interpreten an diesem Instrument klangen für mich teilweise recht vage und erratisch, was die Tongenauigkeit angeht. Roger McGuinn hat mir bewiesen, dass er der wahre "King of 12-Strings" ist. So sauber und druckvoll (so klingt das schöne Kind ja nun mal - jeder erinnert den ersten Akkord von George Harrison in "A Hard Day's Night"!) habe ich sie noch nie - ungelogen! - vernommen. Überhaupt ein Vulkan von Fingerfertigkeit, sowohl rechts wie links. Im Augenwinkel konnte ich HPs rechte Hand beobachten - beeindruckende Luftgitarre! Manchmal und bei geschlossenen Augen konnte man sich gut mehr als einen Gitarrero vorstellen. Alle Achtung!

Elke plötzlich: "Schau mal, wie scheinbar schwerelos Rogers Beine beim Spielen tanzen". Das geht wohl nur, wenn man, wie er, mit kerzengeradem Rücken inclusive Gitarre, im Gleichgewicht auf dem Stuhl sitzt und beide Beine von störenden Stützfunktionen befreit sind. Phantastisch - höchste Gitarrenkunst in der Balance "auf dem Drathseil".

Nicht zuletzt: DIESE Stimme! Bestimmt nicht die zu erwartende eines Sex-n-Drugs-n-R'n'R-ers nach 67 Lenzen. Gefragt nach dem Geheimnis einer derart phänomenalen vokalen Leistung: "Nicht zu oft und zu kurz hintereinander auftreten! Und zwischen den Auftritten: Den Mund halten", sagt Camilla nach diesem Auftritt.

A propos - nach dem Auftritt -, nach einem Geburtstags Ständchen des Publikums für Roger McGuinn, das nach gutem rheinischen, alias unwiderstehlichen Recht zwei encores von ihm erklatscht hatte, verabschiedete es sich, vollkommen begeistert und dankbar, mit stehendem Applaus, hinaus unter den abendlich mediterranen Himmel über Köln. Elke und ich sprinteten zu Kaffee, Nicotin, Kölsch und der Torte im Gefrierfach, bis uns eine höflich entschlossene Dame mit dunklem Teint, die Torte auf der Hand balancierend, majestätisch davon schreitend, aufforderte: "You are Wie Ei Pies! Folgen Sie mir unauffällig!"

Was blieb uns bei so viel charmanter Überzeugungskraft übrig: Wir folgten in den Backstage-Bereich, wo zumindestens mich der bisherige Höhepunkt meines Lebens als Rock Musik Freund erwartete: Camilla, die liebenswert eloquente Frau McGuinn und Roger - tja, immer noch, immer mehr - die Legende(1), jetzt ohne Hut.

Die Torte wird von Camilla eigenhändig und je nach Wunsch in verschiedenen Größen portioniert und schmeckt ausnahmslos lecker. Der Auftrag: Auftrittstaugliches, kleckerfreies Innenleben mit leckeren Einschlüssen, war - erst nach dem Zerlegen sicht- und schmeckbar - von der Bäckerei Gabriel voll erfüllt worden. Alle Achtung! - So geht eine junge Tortenmacherin in die Rockgeschichte ein.

Zwischenzeitlich besprachen Camilla und HP noch etwas "Geschäftliches". Auch der aufmerksamste Zuhörer konnte allerdings nur ahnen, ob es dabei um Lizenz Verhandlungen ging, etwa wg.:
– „The Tears“, wie Camilla gestanden hat, ihr Lieblings Cover von HP und den „Starbyrds“. Das Stück, dessen Text sie selber geschrieben und das Roger vertont hat, oder:
- „Lover Of The Bayou”, das “Starbyrd”-Cover auf  “Full Circle – A Tribute To The Byrds”, Fourth Volume of TIMELESS FLYTE
(2), oder, wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war:
- (noch) TOP SECRET... ... ... ???
Ja, ja, ja, lieber (Ex) Kollege HP, so ist das, wenn man nicht mehr eine Person des öffentlichen Des-Interesses ist!... Paparazzi everywhere!
 

Aber im Ernst, ein absolut bescheidenes, fast vornehm zurückhaltendes (Roger) und unkompliziert herzliches (Camilla) Auftreten der beiden - immerhin Weltstars - machte sie uns noch sympathischer.

Thank you Roger and Camilla McGuinn for a supersize experience.

Elke und Karlheinz


(2) ERIC SORENSENs commentary for this track:

Horst-Peter Schmidt and Graham Allman Talbot reunited as Starbyrd to record this track. I once referred to Horst-Peter as the “Crown Prince of 12-String” … because Horst-Peter wrote a song about Roger McGuinn, entitled “King of 12-String” and Horst-Peter sounds quite a bit like Roger McGuinn. Graham has teased Horst-Peter about his “royal” status ever since then. On this track, Horst-Peter proves again that imitation is the sincerest form of flattery.

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