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COLOGNE
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Campus-News Nr. 03/2007
Seiten 3 bis 5

Starthilfe vom Fass

Als 22jähriger machte Hubert Heller seine erste Kneipe auf. Heute braut sein Unternehmen rund 3.000 Hektoliter Bio-Bier im Jahr. Drei davon spendet er der CBS zur Semestereröffnung - und ein paar unternehmerische Tipps dazu.

Wenn man etwas anfängt...  

Eigentlich Maschinenbautechniker, machte Hubert Heller mit 22 seine erste Kneipe auf: „Weil ich mit meinem ursprünglichen Beruf nicht klar kam und gegen den Widerstand der Eltern und der ganzen Familie.“

Ursprünglich wollte der Sohn eines Ford-Handwerkers eine Gaststätte der Gilden-Brauerei pachten, aber diese wurde - O-Ton - „nur an deutsche Ehepaare“ verpachtet.

Schließlich übernahm Heller ein Ladenlokal in der Kyffhäuserstraße 4, das schon lange leer stand. Dort wartete jede Menge Arbeit. Schallisolierung, mechanische Be- und Entlüftung, Baugenehmigungen - alle diese Themen waren dem gebürtigen Bamberger, der schon seit seinem neunten Lebensjahr in Köln zu Hause ist, völlig unbekannt.

„Aber wenn man etwas anfängt, muss man es auch zu Ende führen, wenn man nicht - insbesondere vor der eigenen Familie - als Verlierer dastehen will. Es sei denn, man merkt schnell, dass die Sache für einen selbst absolut nicht die richtige ist. In diesem Falle sollte man schleunigst wechseln, aber dann konsequent dabeibleiben.“ Er blieb dabei.

Fast alleine schuftete der angehende - glücklicherweise handwerklich begabte - Wirt. Nach vier Monaten Umbau konnte er am 5. Dezember 1969 sein "hatsch" (nach dem Nieser- Hatschi benannt) eröffnen, eine linksalternative Kneipe, die - so Heller - „eine Pinte sein sollte, die nicht jedem gefällt“.

Die unkonventionelle Inneneinrichtung zierten antike Gemälde und Statuen, zur Olympiade 72 hielten fünf ausrangierte Toilettendeckel („noch ganz massiv aus Holz“) als olympische Ringe her.

Hubert Heller 1972 in seiner ersten Kneipe “HATSCH”

Alles in allem für Hellers Eltern, die sich so sehr wünschten, „dass der Junge doch einen anständigen Beruf ausüben möge“, nicht gerade Anlass, begeistert vom Sohnemann zu sein.

Erst fünfzehn erfolgreiche Jahre später sollten sie voller Stolz von ihrem Hubert sprechen. An die ersten Tage nach der Eröffnung seiner Pinte erinnert sich Heller noch wie heute: „Am Sonntag stand direkt eine Gruppe Rocker vor der Theke und ich als Wirt ganz alleine dahinter.

Aber ich war schon immer ein Abenteurer. Als Jugendlicher war ich bei den Pfadfindern, mit 17, 18 veranstaltete ich große Beat-Abende. Ich dachte mir: Da kannste auch ´ne Kneipe aufmachen. Wie naiv!“ 

Himmlische Zeiten 

Bei allen Problemen schmiss Heller nie das Handtuch, zu sehr faszinierte ihn das Gestalten und Machen. Und: „Ich hatte mir genau ausgerechnet, dass ich, wenn die Sache schief geht, drei Jahre lang jeden Samstag und Sonntag einen Nebenjob annehmen und auch in sämtlichen Urlauben arbeiten müsste, um wieder schuldenfrei zu sein. Also durfte die Sache nicht schief gehen!“

Und sie ging nicht schief. Als Heller, der mit 5.000 DM Eigenkapital und 14.000 DM Schulden gestartet war, seine übrigens von außen nicht als Kneipe erkennbare Pinte zwei Jahre später weiterverpachtete, brachte ihm das 40.000 DM auf dem Sparkonto ein. „Damals waren die Zeiten für Kneipiers noch himmlisch.“

Ein neues Objekt, an dem Heller sich gestalterisch austoben konnte, fand sich nur wenige Schritte vom "hatsch" entfernt – ein leer stehendes Ladenlokal in der Kyffhäuser- Ecke Hochstadenerstraße.

„Die Abhängigkeit von einer Brauerei konnte man nur umgehen, wenn man ein leeres Ladenlokal mietete. Denn 99 Prozent der Kneipen waren brauereigebunden“, erinnert sich Heller an seinen Wunsch, möglichst unabhängig agieren zu können.

So entstand 1974 das Museum, das es noch heute - inzwischen am neuen Standort Zülpicher Platz - gibt.

1976 kam der Volksgarten dazu. Heller hatte das Glück, diesen ersten Biergarten Kölns in einem absoluten Jahrhundertsommer zu eröffnen. Der strahlende Sonnenschein und die lauen Abende bescherten ihm dort von Anfang an viele - und zufriedene - Gäste.

Von Anfang gut besucht:
Hellers Volksgarten
 

Um Langeweile zu vermeiden und vor allem, um als Bierverleger noch billiger an den Gerstensaft zu gelangen, beschloss der erfolgreiche Unternehmer bereits ein Jahr später, als neues Projekt seinen eigenen Biergroßhandel zu eröffnen.

Gedacht, getan. Der Firma Flimm (die unter anderem mit dem Slogan „Die Karawane zieht weiter… Kabänes zieht mit“ für ihren Magenschnaps warb) kaufte er das Grundstück ab und komplettierte seine „Bierhandlung Heller“ mit einem LKW.

Nun konnte er seine Lokale preisgünstig mit Bier versorgen. Es lohnte sich, kamen doch im Laufe der Zeit diverse neue Wirtshäuser hinzu. Eines davon war das „Deutsche Bierhaus“, das mit 17 verschiedenen Biersorten vom Fass ins Rennen ging. 

Vom Küchentisch zur Brauerei 

Im „Deutschen Bierhaus“ war es auch, in dem Heller sich schließlich daran wagte, im großen Stil - und nicht mehr nur am heimischen Küchentisch - selber Bier zu brauen.

Hubert Heller 2007 am Sudkessel seiner Brauerei

Ein Beschluss des Verwaltungsgerichts Ende der 80er Jahre, der nun auch die Eröffnung von Brauereien, die maximal 5.000 Hektoliter pro Jahr produzierten, in Mischgebieten erlaubte - vorher galt jede noch so kleine Brauerei als Industriebetrieb und musste im Industriegebiet angesiedelt werden - war für Heller der Anlass, seine Chance zu ergreifen.

In Anlehnung an die rund hundert Gasthausbrauereien in Bonn, Siegburg, Troisdorf und Düsseldorf, die mit ihrem Rezept, Bier zu brauen, aber nicht zu filtrieren, äußerst erfolgreich waren, brachte Heller 1991 sein erstes hefetrübes Bier auf den Markt.

Der Herr der Fässer -
hier vor seiner Brauerei in der Roonstraße...

Doch aller Anfang ist schwer. Das musste auch der Jungbrauer am eigenen Leib erfahren. Sein Wiess war in Köln ein absoluter Flop. Die Kölner tranken scheinbar kein trübes Bier außer Weizen. Also schwenkte Heller auf Kölsch um. Das erwies sich aufgrund der Filtration als recht kompliziert. Da es an Geld für einen speziellen Bierfilter mangelte, verwendeten Heller und sein Braumeister einen kleinen Filter aus der Weinwirtschaft. Die Improvisation gelang.

...verkauft sein Kölsch nun auch in kleinen Flaschen. Erstabfüllung: Juli 2007. 

Wichtig war Heller, sich vom Angebot abzuheben und nicht einfach nur eine weitere zu den zig in Köln gebrauten Kölschsorten hinzuzufügen. Als USP (unique selling proposition) setzte er daher von Anfang an auf biologisches Bier und bietet damit das einzige Bier seiner Art in der Domstadt an, das rein aus ökologischen Zutaten gebraut wird.  

“Da mach ich was draus!” 

Erst jetzt – sechzehn Jahre später – wird mit Sünner die zweite Ökobrauerei in Köln aktiv. Doch Heller prophezeit ihr nichts Gutes: „Sünner wird keinen Erfolg mit ihrem Bier haben. Die Kölner mögen nach wie vor außer Weizen kein trübes Bier – auch die jungen nicht.“

Heller spricht aus Erfahrung: Noch heute liegt das Verhältnis von Hellers Kölsch und Wiess bei 80 zu 20. Unter anderem deswegen hat die Brauerei Heller seit letztem Jahr auch Weizenbier im Angebot.

Brauereimeister Schareck - seit zehn Jahren im Unternehmen - hat sich an die Herausforderung herangewagt, ein Weizenbier zu brauen, das in der Flasche gärt.

Nicht auf der Stelle treten, sondern stets Neues wagen - dieser Devise folgt Heller konsequent. Nach Hellers Kölsch in der Flasche folgt nun als neues „Produkt“ eine Kneipe in Sankt Goar. „Ich bin überzeugt davon, dass das Weltkulturerbe Mittelrhein

 

 Dieses Fährhaus (Mitte) in Sankt Goar... 

touristisch und gastronomisch zwar momentan noch völlig im Dreck liegt, aber durchaus Zukunft hat. Da mache ich jetzt was!“

So Hubert Heller zu seinen Plänen, ein 1898 gebautes Fährhaus am Rhein in ein Schenkenparadies mit Biergarten vor und Weinhang hinter dem Haus zu verwandeln. Das Modell davon steht bereits in den Büroräumen seiner Brauerei. Mit leuchtenden Augen zeigt Heller, wo die Treppe gebaut wird, wo der große urige Kamin

 

...will Heller zur Kneipe mit Bier- und Weingarten umbauen. Das Modell steht schon! 

hinkommt und wo seine Gäste - voraussichtlich ab 2009 - den herrlichen Blick auf die Reben werden genießen können.

Stolz, natürlich, ist er: „Von den Kneipiers, die mit mir angefangen haben – das waren in der 68er Generation nicht gerade wenige – sind nur wenige erfolgreiche übrig geblieben. Und einer davon bin ich.

Klar kann ich nicht mit der Club- und Diskoszene mithalten, aber mir fallen noch immer neue Dinge ein, mit denen ich mich am Markt halten kann.“

Natürlich herrschte auch in Hellers Unternehmerleben nicht immer eitel Sonnenschein. So hatte er lange mit Anfeindungen zu kämpfen, Früh Kölsch verklagte ihn, weil er in seinen Anzeigen Köln mit „C“ schrieb. 

Volles Risiko statt Kompromisse 

Und: „Geärgert hat mich in den letzten Jahren das völlig veränderte Verhalten der Banken. Ich habe meine Schäfchen im Trockenen, aber ich bedaure junge Leute, die heute um Kredite verhandeln müssen. Die Banken schwimmen im Geld, aber sind nicht bereit, das geringste Risiko einzugehen.

Was da hilft? Da bin ich etwas ratlos. Gut vorbereitet in die Gespräche gehen. Den Sachbearbeiter, der die Angelegenheit entgegennimmt, auch wenn er in der großen Hierarchie noch so unwichtig scheint, muss man von seinem Konzeptüberzeugen.“

Und man muss heute viel eher als früher Allianzen schmieden. Wer mit einem Partner zusammen arbeiten will, um das unternehmerische Risiko zu mindern, sollte jedoch folgendes Bedenken: „Menschen, auch wenn man sie privat noch so lange kennt, können sich plötzlich von einer ganz anderen Seite zeigen, wenn es um Geld geht.

Daher sind klare Verträge außerordentlich wichtig. Schreibt lieber zwei als fünfzig Seiten, aber eindeutig. Je länger ein Vertrag ist, desto mehr kann man hinein interpretieren.

Ich persönlich bin kein Mensch für Partnergeschäfte, weil ich viel zu kompromisslos bin. Dafür nehme ich lieber das volle Risiko in Kauf.” 

Hellers Tipps für CBS Studenten 

Was er den Studenten der CBS, insbesondere den Erstsemestern, noch mit auf den Weg geben möchte? „Drei Dinge.

Erstens: Überschätzt Euch nicht! Sucht Euch bewusst ein Metier aus, in dem Ihr Euren Mitbewerbern mindestens gleichwertig, wenn nicht überlegen seid.

Zweitens: Spezialisiert Euch! Es muss Euch Spaß machen, ständig neue Nischen auszuspähen. Ich konnte mir auch nicht sagen: Übermorgen will ich so groß sein wie die Bitburger Brauerei. Aber ich konnte mir meine Nische suchen: das Ökobier.

Bis vor drei Jahren dachten die Leute bei Ökoläden noch an verschrumpelte Äpfel.

Hellers Nachbarn im Volksgartensee... 

Heute schwimme ich gut auf der Ökowelle und bin - gerade wo seit sechs, sieben Jahren die Gastronomie stagniert beziehungsweise rückläufig ist - froh, dass ich meine Brauerei habe.

Drittens: Werft nicht zu früh die Flinte ins Korn! Haltet auch schwierige Situationen aus und übernehmt Verantwortung.

Ich bin überzeugt davon, dass Menschen, die sich halbwegs organisieren können und Verantwortung übernehmen, im Leben Erfolg haben werden.“

...kommen im nur wenige Schritte von der CBS entfernten Biergarten nicht auf den Teller. Stattdessen zu empfehlen: Der Volksgartensalat.

www.brauerei-heller.com 

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Do 26.02.09 17:43

Lieber Hubert,

verzeih die plumpe Anrede, Du wirst uns nicht auf Anhieb, wenn überhaupt, erinnern. Bis zur Neueröffnung Deines ersten "Museum"s auf der Kyffhäuserstraße waren wir, Elke und Karlheinz, Stammkunden in Deinem "Hatsch" und haben auch mal kurz zusammen mit Volker Hampke dort gekellnert.

Auf unserer Freizeit-Cover-Rock-Kapellen-Seite habe ich (K) zum 40. Jubiläum des "metronoms" in der Weyerstraße ein kleines Dankeschön verbrochen:

- www.just-in-time-rockband.de
- R'n'R-ER-LEBEN
- Danke und gratuliere "metronom"!

Bei dieser Gelegenheit habe ich den Beitrag der CBS gegoogelt und auch auf die Seite gestellt. Zwischenzeitlich hat uns ein netter Fotograf eine saftige Abmahnung wg. Urheberrecht an einer 40 KB-Bilddatei reingewürgt. Daher bin ich momentan damit beschäftigt, solche Verletzungsgefahren von der Seite zu bekommen, also zunächst alle fremden Bilder zu entfernen. Bin ja Rentner, an mangelnder Zeit hapert's nicht.

Aber so kamen wir nun auch auf die gute Idee, Dir nach so langer Zeit mal etwas näher zu treten und Dich zu fragen, ob Du uns gestattest, die Bilder zu Deinem CBS-Beitrag auf unserer Seite zu verwenden.

Was das "metronom" betrifft, mussten wir gestern leider hören, dass der Chris wg. Heimweh seiner Holden die Leitung der tollen Kneipe drangeben wird. Wäre das nicht etwas für Deine geübten Hände?

Mit herzlichen Grüßen nach so langer Zeit, - gibt es Frau Schmidt noch?, wenn ja, dann auch an sie -

Elke und Karlheinz

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Do 05.03.09 13:08

Liebe Elke, lieber Karlheinz,

vielen Dank für Euer Lebenszeichen! Selbstverständlich könnt ihr Text und Bilder aus dem CBS-Beitrag verwenden.

Was die Übernahme des Metronoms betrifft, bitte ich nachzurechnen und festzustellen, dass ich mich stark aufs Rentnerdasein orientiere!

Frau Schmidt ist aus meinem Blickfeld verschwunden.

Mit freundlichen Grüßen 

Hubert

Brauerei Heller GmbH
GF Hubert Heller
Roonstr. 33
50674 Köln
Tel.: 0221 / 24 25 45
Fax: 0221 / 23 92 00
Steuer-Nr.: 214/5801/0259
HRB-Nr. Köln: 9761
UST-ID-Nr.: DE 122 651 589 


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