Warum ich gerne Dilettant und Amateur der Freizeit-Musik sein möchte... Warum ich froh bin, kein Profi sein zu müssen... Warum ich - bitte schön - möglichst werktreu covern dürfen möchte... Warum mein größter Respekt allen Berufs-Musikern gilt...

von Karlheinz Damerow


- Eine anspruchsvolle Definition von Professionalität
- Professionalität als Profitorientiertheit
- Musizieren ohne Profit-"Flausen"
- Der Amateur
- Der Dilettant
- Repertoire-Findung in einer Freizeitband
- Das Stücke-"Ranking"-Verfahren
- Werktreu covern oder "neu" interpretieren?
- Für wen möchte ich Musik machen
- Zusammenfassung
- Respekt vor allen Profi-Musikern


Eine anspruchsvolle Definition von Professionalität

Sagte doch mal einer: "Du musst professioneller werden". Was er konkret damit meinte, blieb für mich jedoch weitgehend im Dunkeln. Auf der Suche nach einer Begriffsbestimmung von Professionalität gelangte ich im Internet auf die Seite umsetzungsberatung.de Hier wird Professionalität im Firmenmanagement definiert und, wie ich meine, in einer Art, die auf andere Lebensbereiche durchaus übertragbar ist.

Wenn demnach "professionell sein" bedeutet, sich an anspruchsvolle Standards zu halten, wie:

- Beherrschung des Handwerks
(Beherrschung von Instrument, Stimme, Text, Timing, Zusammenklang...), dann habe ich nichts an diesem Begriff im Zusammenhang mit meinem Tun in einer Rock Cover Band auszusetzen, sicher aber noch eine Menge Übungsstunden vor mir.

- Integrität, Redlichkeit
Die Einhaltung grundlegender Normen im Umgang mit anderen Menschen, wie Verzicht auf Täuschung, Betrug und Manipulation;

- Verlässlichkeit
Einhaltung gegebener Zusagen, aber auch aktive und frühzeitige Klärung unausgesprochener Erwartungen;

- Transparenz
Übereinstimmung von Reden und Handeln ("Sagt was er tut und tut was er sagt");

- Deutlichkeit
Klartext reden statt Herumeiern;

- Soziale Risikobereitschaft
Der Mut, eigene Überzeugungen auch dann zu vertreten, wenn sie nicht durch die Mehrheitsmeinung der Gruppe oder durch höhere Autoritäten abgesichert sind;

- Zivilcourage
Der Mut, zu zentralen eigenen Überzeugungen auch dann zu stehen, wenn sie sozial unerwünscht sind, das heißt im Widerspruch zu der Sichtweise der Gruppe und/oder zu der von Autoritätspersonen stehen;

- Wohlwollen, Menschenfreundlichkeit
Konstruktiver Umgang mit anderen Menschen, auch im Konflikt ("Tat und Täter trennen", welche Duftnote jemand z.B. hat, hat nichts mit seinem musikalischen Beitrag zu tun), menschliches Wachstum und menschliche Entwicklung mehren (er/sie wird das schon schaffen);

- Beitragsbereitschaft
Der (sich im Handeln ausdrückende) Wille, mindestens den angemessenen eigenen Anteil zum Gesamtergebnis beizutragen (faire Verteilung der körperlichen und sonstigen Lasten, keine/r hat Extrawürste)...,

...wenn all diese Werte den Begriff "Professionalität" ausfüllen, dann kann ich mir gut vorstellen, dass ich in unserer Freizeit-Musik-Bande und nicht nur dort immer noch professioneller werden kann, als ich es jetzt schon/erst bin.
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Professionalität als Profitorientiertheit

Ich befürchte nur, dass mein Ratgeber für "mehr Professionalität" einen ganz anderen, weit profaneren Inhalt dieses Begriffs im Sinn hat:

"Professionell ist ein Handeln, wenn es den Lebensunterhalt sichert oder mindestens befördert und damit berufs- und profit- orientiert ist". Nota bene, mit dieser "modernen, zeitgeistigen Commedy-" Füllung des Begriffs ist auch das Handeln "erfolgreicher" = (noch) nicht erwischter Krimineller als professionell zu bezeichnen.

Wenn ich als Freizeitmusiker dieser Begriffsbestimmung von Professionalität folgen wollte, dann würde das nach einer überschlägigen Rechnung bedeuten, dass unsere Kapelle mit acht Mitwirkenden und durchschnittlich fünf bis sieben Auftritten pro Jahr in einer durchschnittlichen Entfernung des Auftrittsortes vom Proberaum in Köln von 50 Kilometern eine Gage von mindestens 700 Euro pro Auftritt erzielen müsste, um allein alle Kosten zu decken (ca 40-45 Euro pro Person und Monat, Fahrtkosten, Materialien...). Erst oberhalb dieses Betrags begänne die "Profit"zone, also z.B. pro weitere 400 Euro ergäbe sich ein "Profit" oder "Gewinn vor Steuern" von 50 Euro pro Auftritt, also 250 bis 350 Euro pro Nase und Jahr.

Mal ehrlich, wer kennt einen Auftraggeber der uns für einen satten 1.000er unter Vertrag nähme? Selbst wenn er vielleicht erzielbaren 50 Gästen, die, zusätzlich zu seinen eigenen, nur wegen uns erschienenen wären, auch nur je einen Fünfer abknöpfen würde ("Eintritt" – mit den bekannten GEMA-Konsequenzen...), müsste er immer noch mehr als 800 Euro "nur durch uns verschuldeten" Reinverdienst erzielen. Erst dann nämlich wäre für ihn, den Auftraggeber, ein Gewinn drin. Bei den geringen Margen in der Gastronomie ist das für diese Größenordnungen eine Unmöglichkeit. Er müsste geisteskrank, mindestens wirtschaftlich lebensmüde sein.

Erfahrene Konzert-Veranstalter halten übrigens erst ab einer Zahl von mindestens 20 Auftritten pro Jahr (= ein bis drei pro Monat aufwärts) eine berufsorientierte, annähernd lebensunterhalts-sichernde Tätigkeit einer Band für realistisch und überlebensfähig. Da keiner (vielleicht einer??) von uns durch seine sozialen Verschränkungen (Familie und Beruf) dazu willens und in der Lage ist/war/wäre, kann dieses Ziel von Professionalität für eine Kapelle unseres Zuschnitts schon aus rechnerischen Gründen nicht taugen.

Es würde darüber hinaus bedeuten, wir müssten unser Repertoire den Wünschen und berechtigten Interessen unserer potenziellen Auftraggeber entsprechend gestalten, wir müssten also auch ballermann- und bierzelt-kompatible Setlisten anbieten. Ganz abgesehen davon, dass wir das nicht können, ich wäre der Letzte, der bei so etwas mitmachen würde.

Kurz: Die Vorstellung von Professionalität als Profitorientiertheit werde ich ein für allemal vergessen. Auch in der Light-Version von "ein bisschen professioneller" läuft das Ganze - wenn man ehrlich zu sich selber ist - bestenfalls darauf hinaus, Kosten zu verringern. Von Gewinnen darf weiter geträumt werden.
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Ja, wenn nicht profitorientiert, warum und wie dann Freizeitmusik?

Weitaus sympathischer und vor allem viel "passender" erscheint mir eine Sinngebung meines musikalischen Freizeittuns, die mit zwei Begriffen zusammen hängt, die beide einmal eine hoch angesehene Bedeutung hatten, die sie allerdings - leider - weitestgehend verloren haben:

Der Amateur

Der Begriff Amateur erschien in der englischsprachigen Literatur erstmals im 18. Jahrhundert im Sinne eines "Liebhabers, Bewunderers". Noch 1863  bemerkte T.W. Atkinson in ihren Recollections of the Tartar Steppes and their Inhabitants, "I am no amateur of these melons,"... "Ich bin kein Liebhaber dieser Melonen,"... Abgeleitet war dieser Begriff von der ursprünglichen lateinischen Quelle, amator, "Liebhaber, hingebungsvoller Freund, Bewunderer, begeisterter Anhänger und Betreiber einer Sache" und seiner ebenfalls aus dem Lateinischen abgeleiteten französischen Variante, amateur, mit ähnlichen Bedeutungsinhalten.

Schon 1786 findet sich jedoch sowohl im englischen wie im französischen Sprachraum eine der heutigen näherkommende Bedeutung eines Amateurs als "eine Person, die sich z.B. in einer Kunst eher in ihrer Freizeit als beruflich engagiert". Nicht lange danach erscheint der Amateur in der noch heute gebräuchlicheren, herabsetzenden Bedeutung als eines "der mangelnde professionelle Fertigkeiten oder mangelde Leichtigkeit des Auftritts" zeigt (1), bis hin zur satirisch-zynischen Zuspitzung durch Ambrose Bierce(1842- 1914) in The Devil's Dictionary: Der Amateur ist ein Öffentliches Ärgernis; Er hält Neigung für Fähigkeit und verwechselt Wollen mit Können.
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Der Dilettant

Der Begriff Dilettant leitet sich ab vom italienischen "dilettare" – "sich! erfreuen, unterhalten, amüsieren". Dies geht zurück auf das lateinische "delectare", das sich wiederum herleitet von "lacere" – "an sich locken, fesseln" (siehe auch: Lasso), wozu das bekanntere "lacessere" existiert – "reizen, herausfordern".

In einem Wörterbuch zur Zeichenkunst des 17. Jahrhunderts heißt es: "'Dilettante' ist in eigentlicher Bedeutung "einer der erfreut". Unter berufsmäßigen Zeichnern verwendet man es in uneigentlicher Bedeutung für einen, der sich an diesen Künsten erfreut, zur Unterscheidung von denen, die sie (als professori, also) berufsmäßig ausüben." Und gerade diese (professori) verwenden den Begriff zur Abgrenzung gegenüber den "Unprofessionellen", die die Sache nur zu ihrem Vergnügen betreiben.

In genau entgegengesetzter Absicht wird der Begriff in der Musik verwendet: Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzen überwiegend adlige Musiker bei der Veröffentlichung von Kompositionen den Zusatz "dilettante" hinter ihren Namen und drücken damit aus, dass sie nicht für ihren finanziellen Verdienst komponieren, sondern "per il diletto", zum Vergnügen. "Dilettante" kommt somit auch einem Prädikat sozialen Prestiges gleich, nach dem Motto, "Schau her, ich kann es mir leisten, etwas ohne Entlohnung zu tun." (2)

Wikipedia definiert den "modernen" Dilettanten, also aus heutiger Sicht, als einen Nicht- Fachmann, Amateur oder Laie, der eine Sache um ihrer selbst willen ausübt, also aus privatem Interesse bzw. zum Vergnügen. Dabei ist es unerheblich, ob der Dilettant vollendete Kenntnisse und Fähigkeiten (gibt es sowas überhaupt?!) erwirbt – was nicht selten geschieht(?!?) – solange er seine Tätigkeit nicht professionell ausübt, also um seinen Lebensunterhalt dadurch zu bestreiten, oder eine entsprechende, anerkannte Ausbildung absolviert hat. (3) 
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Erweiterung des Repertoires einer Freizeit Cover Band. 

Allgemein, besonders aber beim Hinzukommen neuer Mitstreiter, sollte ein „blindes“ Auslosen neuer Stücke vermieden werden. Der Grad des „gefühlten“ Mitwirkens der Teilnehmer eines Kollektivs (Bänd, Kapelle, Mannschaft, Team...) ist der wesentliche Bestandteil dessen, was diese jeweils individuell als Spaß wahrnehmen. Diktiert ein selbsternannter Seher, Experten, Leader, Guru – selbstverständlich auch in seiner weiblichen Form – die Auswahl der neuen Stücke für das Repertoire, dann lähmt ein solches „Verfahren“ die positive Motiviertheit, den Spaß aller übrigen, folglich nur noch ausführenden, aber weder „mit“ noch „wirkenden“ Mitwirkenden.
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Das Stücke-"Ranking"-Verfahren 

Eine solche Demotivation eines großen Teils der Kapelle durch einen Musik-Geschmacks-Guru oder Connoisseur-Egomanen kann durch einen mehrstufigen Prozess vermieden werden, der umständlicher erscheint als er wirklich ist: 

Stufe 0

Der bereits vorhandene Fundus erarbeiteter Stücke („altes“ Repertoire) ist als Faktum einfach da und repräsentiert einen Wert an Übungsarbeit und Lebenszeit von Menschen*)

Stufe 1

Bewertung des „alten“ Repertoires (Noten 1 bis 6) nach persönlichem(!) Geschmack. Wie jeder weiß, ist Geschmack keine diskussionsfähige Kategorie/Größe – also: Nur keine Scheu, frei heraus bewertet!. Dies ist eine unabdingbare Aufgabe für jeden Mitwirkenden und auch zu jedem Stück(siehe *). Stücke, die man nicht im Ohr hat, sind leicht im Internet anzuhören.
Die sicher nicht wünschbare Alternative bei jedem Personalwechsel wäre ein Neustart bei Null.

Stufe 1.1

Abgabe und Bewertung von Vorschlägen aller Mitwirkenden zur Repertoire-Erweiterung, wie Stufe 1. 

Stufe 2

Die gewichtete Analyse aller persönlichen Bewertungen ergibt Daten für einen Filteransatz: Ja, wir versuchen es mal mit diesem Stück (jetzt/später), oder: Nein (nie(mit diesem Personal!)), sowohl was das "alte" Repertoire, als auch die Neuvorschläge betrifft. 

Stufe 3

Im Falle von „Ja“ entscheidet dann der Versuch der realen Umsetzung in der Band: Das können wir gut, das können wir spielen, das kriegen wir gerade so eben hin – aber, egal, wir wollen es trotzdem so gerne spielen; Oder: Das lassen wir bleiben. Damit: 

Stufe 4

Die Entscheidung: Wir nehmen es ins „neue“ Repertoire auf, ja oder nein. 

Kein Mensch kann wohl vollständig vermeiden, seine subjektiven Prognosen zum Ausgang nachfolgender Stufen dieses „Verfahrens“ bereits bei der Bewertung des alten Repertoires, der Auswahl der eigenen Vorschläge zur Repertoire-Erweiterung oder der Bewertung der Erweiterungsvorschläge der übrigen Mitwirkenden einfließen zu lassen, also vermeintlich „passgenaue“ Vorschläge machen zu wollen: „Was denkt, mag wahrscheinlich X, was Y; Was kriegt der, die, was kriegen wir wahrscheinlich hin, was eher nicht...?“

Zu wünschen wäre das allerdings dennoch sehr.

Denn Ausgangspunkt sollte in möglichst reiner Form der persönliche Wunsch sein, ein genanntes Stück zu realisieren.

Alles Andere beantwortet und ergibt dann die Summe aller je individuellen Wünsche der übrigen Mit- Wirkenden und deren Fähigkeiten / Möglichkeiten der Umsetzung. 
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Werktreu covern oder neu interpretieren? 

Immer wieder kommt der Wunsch, Stücke in abgewandelter Facon "abliefern" zu wollen, um Zuhörer "restlos zu bedienen".

Ich spiele gerne Stücke nach, die ich liebe, von Künstlern, die ich verehre, mindestens aber (sehr) achte. Derartige Kunstwerke haben nach meiner Meinung an erster Stelle mein vollstes Bemühen um werktreue Wiedergabe verdient. Daher verbietet sich für mich, den dilettierenden Freizeitmusikanten, sie vorsätzlich, wie ich es empfinde, sich selbst überschätzend, verändern zu wollen. Für noch abwegiger halte ich solche Veränderungsvorhaben, wenn sie damit begründet werden, den vermuteten Geschmack eines imaginären Publikums bedienen, oder dem gar putativ imponieren oder auch nur gefallen zu wollen. 

Bereits ohne meinen Vorsatz geschieht eine Neuinterpretation "ungewollt" durch die Begrenztheit meiner/unserer musikalischen Möglichkeiten, ein 1zu1 originalgetreues Cover zu realisieren.

Neu interpretierende Covers möchte ich jedoch gerne anerkannten Größen der (Rock- und Pop-)Musik und Könnern des Fachs vorbehalten wissen, die sich mit Recht trauen und erlauben dürfen, eine respektvolle, ebenbürtige (kongeniale) oder gar „dem Original überlegene“ Cover-Version zu schaffen, eine Spaß-Bäänd zu betreiben oder als Musik-Clowns zu agieren, von denen jeder weiß, dass sie MINDESTENS EBENSO "GUT" SEIN MÜSSEN(!) wie der Gegenstand ihres Spaß-Musizierens oder ihrer Musik-Clownerie.

Natürlich ist es im Rahmen der persönlichen Freiheit Jedem gestattet, es als legitim zu empfinden, wenn Heintjes Maama von Udos Personenschützer Kante, wie ich meine, verhunzt wird, ganz egal, was man von Heintje hält. Geschmacks- und Stilfragen sind nun mal nicht diskussionsfähig. 

Da also schon der Gedanke an mögliche Wünsche eines imaginären Publikums für mich keine akzeptable Begründung für ein neuinterpretierendes Covern ist, stellt sich zu Recht die umfassendere Frage, für wen ich denn dann überhaupt Freizeitmusik machen, aufführen möchte? 
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Für wen möchte ich Musik machen? 

Die Antwort lautet: Der vorrangige Adressat meiner Bemühungen, der, den ich „restlos bedienen will“, möchte ich selber sein, gemeinsam mit ALLEN, die dabei „MIT“-„WIRKEN“.

Also in erster Linie DIE KAPELLE, die Instrumentalisten, Vocalisten, DER MISCHER, aber und besonders auch die „EDLEN“, die beim TRANSPORT der harten Waren zum Auftrittsort, deren Aufbau eben dort und – oft noch dankenswerter – auf dem Rückweg in den Probenraum AKTIV TÄTIG WERDEN.

Sie alle machen erst möglich, dass die Covers der Stücke, die „wir“ lieben (s.o. Repertoire-Findung), in Raum, Zeit und in Anwesenheit eines Publikums erklingen können.

„Jeder, der darüber hinaus durch seine Anwesenheit (bei unserem Auftritt) Interesse zeigt, darf sicher sein, dass ich zu seiner Lebensfreude, die auch aus einer tieftraurigen Ballade hervor gehen kann, mit Hingabe beizutragen versuche.“ Auch wenn kein offizieller Eintritt erhoben wird, hat doch jeder Besucher „Fahrkosten, zahlt für Verzehr, macht sich zurecht, reinigt später verqualmte Kleidung und teilt mit uns Lebenszeit.“ (cit. T. Neumann) 

So möchte ich alle Menschen, die sich aus Anlass unseres Auftritts „zurecht gemacht“ haben und „mit uns Zeit teilen“, gerne „restlos bedienen“, so gut dies denn unserem Kollektiv mit seiner Auswahl an Musikstücken und der Qualität ihrer Realisierung gelingen mag.

In sofern ist das „Bedienen“ des Publikums selbstverständlich auch eines der vorrangigen Ziele unseres Tuns und steht daher zu Recht an erster Stelle, direkt nach dem Spaß der Hauptakteure in und um die Kapelle. 

Wir bitten das Publikum üblicherweise gegen Ende unserer Auftritte um eine „Hut-Spende“, um Schwierigkeiten mit der GEMA zu vermeiden, mit denen man rechnen muss, wenn man offiziell Eintritt verlangt. Diese „Hut-Spenden“ erbrachten bisher, selbst im günstigsten Fall, Beträge, die weit entfernt waren von so etwas wie Kostendeckung.

In anderen Worten, bei allen o.g. Leistungen des Pubikums - von desseb unbezahlbaren Beifall ganz zu schweigen -, diejenigen, die bei unseren eigenen Auftritten den mit Abstand höchsten - nicht nur materiellen - Eintrittspreis entrichten, sind wir selber. Das sollten wir nicht unter den Scheffel stellen.

Ein anderes als das beschriebene „Zielgruppen-Ranking“ unserer Kapelle vorzugeben, wäre daher für mich, als "stolzes Kind der Aufklärung", schleimige Heuchelei gegenüber unserem Publikum.
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Zusammenfassung

Die Betätigung in einer Freizeitband möchte ich für meine Person - wenn auch noch so romantik-, elite- und arroganz- verdächtig - im Sinne der beiden Begriffe AMATEUR und DILETTANT und zwar in deren älteren, ursprünglichen(?) Bedeutungen verstehen: 

Ich möchte ein Amateur sein, einer, der sich in einer Sache engagiert, weil er sie liebt und der gleichzeitig Tätigkeiten, die uneigennützig ausgeübt werden, höher bewertet, als solche gegen Bezahlung. Und, ich möchte ein Dilettant sein, einer, der sich zu etwas hingezogen fühlt, es ausübt und Spaß daran hat.

So möchte ich der möglichst kenntnisreiche, enthusiastische Liebhaber, Dilettant und Amateur in Rock- und Teilen der Pop- Musik sein, der versucht, seine Möglichkeiten dafür einzusetzen, dass Musikstücke, die er besonders liebt, aktiv, also nicht nur vom Tonträger (ob Wachsrolle, Schlellack, Tonband, Vinyl, Cassette, CD, DVD, MP3-Datei und was auch immer noch kommen mag), sondern von Hand mit Originalinstrumenten, so weit es geht analog und so wenig wie möglich digital reproduziert und aufgeführt werden können, so gut und so oft der kleinste gemeinsame Nenner aller noch zentraleren Lebensbezüge unserer (bisher bis zu acht) Mitwirkenden dies ermöglicht.
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Völlig unabhängig von meiner persönlichen Motivation zur Freizeitmusik:

Mein größter Respekt, meine größte Bewunderung gilt allen Profi-Musikern, Menschen, die ihrer schönen Passion folgen und sie als Sänger, Instrumentalist oder Lehrer, als wahre Berufung leben.

Mir persönlich verursacht allerdings allein die Vorstellung feuchte Hände, als freiberuflicher Musiker existenziell darauf angewiesen zu sein, "jedem A.... zu Diensten jodeln zu müssen" und dann auch noch unangemessen dafür entlohnt zu werden. Leider ist der Musikmarkt (wie er es aber wohl schon immer war), sowohl was den Tonträgerhandel, als auch den Stellenmarkt angeht, weltweit so ungerecht organisiert, dass zwar einige Wenige mit Geld zugesch..... werden, unzählige andere, mindestens ebenso gute Künstler, dagegen am, leider oft sogar unter dem Existenzminimum leben müssen.

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Ich bitte daher jeden Profi- Musiker um Vergebung, wenn ich als Freizeit-, Hobby-, Amateur- musizierender Dilettant etwas für ihn absolut Unprofessionelles, nämlich "pay to play" (dafür zahlen um spielen zu dürfen/können) auch noch derart hymnisch genieße, in ihren Augen vielleicht sogar unerträglich anpreise.

Vielleicht steigert es ja die Neigung zur Nachsicht, wenn ich unumwunden zugebe, dass meine Furcht, auch nur virtuell auf dem Profi- Musiker- Markt bestehen zu müssen, bei aller Ernsthaftigkeit des Strebens nach stetiger Steigerung individueller wie kollektiver "Performance" unserer Freizeit- Kapelle, wenigstens in meiner Person doch massiv begründet ist durch ein erheblich reifes Einstiegsalter, einen dem entsprechend zarten technischen Könnensstand bei marginaler fachlicher, besonders musik- theoretischer Grund- Ausbildung.

Die Beschwörung: "Alles... Nur bitte kein Profi!" ist also bei Leibe nicht Ausdruck der Geringschätzung dieser beneidenswert schönen Berufe, vielmehr der Einsicht in die eigenen Begrenztheiten gedankt, gepaart mit einer unverfrorenen Lust am dilettierenden Amateur- und Freizeit-Musizieren.

So, für alle, die sich angep.... fühlen: "Ich bitte um Vergebung, liebe Profi-Musiker, sollte ich Sie/Euch - ausdrücklich ungewollt - verletzt haben - I have to do it my way! (Hi, Nina H.)."
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Zum guten Schluss noch zu einer immer wieder gestellten und mindestens ebenso oft kontrovers diskutierten Frage:

"Wie möchtest Du Stücke nachspielen: Originalgetreu oder nach eigenem Geschmack interpretiert?"

Wir üben in unserer Kapelle seit vielen Jahren ein Verfahren, wie wir unser Repertoire finden. Dabei schlägt zunächst jeder Mitwirkende eine bestimmte Zahl von Stücken vor, die er gerne mit uns spielen möchte. Diese Vorschläge werden von allen mit Schulnoten (1 bis 6) bewertet. Die Stücke mit der besten durchschnittlichen Gesamtbewertung werden geprobt. Stellt sich heraus, dass wir in der Lage sind, das neue Stück in einer, von allen akzeptierten, mindestens passablen Form zu realisieren, dann ist es in unser Repertoire aufgenommen.

So wird deutlich, dass man mit einiger Berechtigung sagen kann: Die Stücke, die Just In Time spielen, sind Stücke, die ihre Mitwirkenden lieben.

Zu den wesentlichen Merkmalen des "Geliebtseins" gehört auch und besonders die charakteristische Eigenart eines Stückes. Das kann der Klang eines Instruments sein - manchmal nur an einer bestimmten Stelle -, dynamische Merkmale, die jeweilige Indivualität des Stückes, der Kern dessen, was es zu einem geliebten Kunstwerk macht. Das kann auch eine ganz bestimmte Version, Interpretation der Künstler sein, die es geschaffen haben (bei Bob Dylan manchmal eine von Hunderten), oder auch eine ebenbürtige Coverversion eines anerkannten zweiten Künstlers. Eine solche, ebenbürtige, "gute" Coverversion erkennt man z.B. daran, dass sie aus einem nachdenklichen Antikriegslied keine Gröle-Nummer für die Südkurve beim FC macht. Man könnte sie auch als eine "respektvolle" Coverversion bezeichnen, eine, die nicht "modernisiert", was leider zu häufig auf Tempo- oder Effekt-Verhunzung hinausläuft oder den Wechsel von Originalinstrument auf Elektronik. Übrigens verstehe ich "Respekt" in diesem Zusammenhang nicht in der Dumpfbacken-Definition von "Angst vor jemandem haben", sondern: "Achtung, Anerkennung einer Leistung (vielleicht auch in seiner Zeit) oder der puren Existenz als Lebewesen".

Da ich mich, s.o., nicht mit einem derartigen anerkannten Künstler vergleichen kann, erübrigt sich für mich der Gedanke, eines dieser Spitzensprodukte der Rock- und Pop- Geschichte neu interpretieren, geschweige denn es "modernisieren" oder gar auch noch "verbessern" zu wollen. Für mich persönlich hätte allein der Vorsatz zu Letzterem etwas von grandioser Seltstüberschätzung.

Dabei ist mir bewusst, dass, bei allem Bemühen um werktreue Reproduktion, jedes Cover unserer Kapelle zwangsläufig in irgend einer Weise eine Neuinterpretation darstellen muss. Allein unsere musikalische, technische, equipmentmäßige... Beschränktheit lässt gar nichts anderes zu.

Puristen dieser Frage mögen sich also trösten:

Der Karlheinz möchte gern werkgetreu covern, er kriegt es aber nie hin - de facto interpretiert er also beständig neu.
Karlheinz sagt: Solch einen Widerspruch, der mir vollkommen bewusst ist, kann ich sogar genussvoll ertragen.

Euer Karlheinz Damerow

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