Van Dyke Parks
kommt mit 66 zum ersten Mal nach Deutschland

Jürgen Ziemer
unterhält sich mit ihm

...Stimmt es, dass Brian Wilson (The Beach Boys) am Drogenkonsum zerbrach? 

...Die Drogenkultur der Sechziger war das Ergebnis von Alkoholismus und Militarismus. Auch wenn das nicht die allgemeine Sichtweise ist: Drogen waren damals so etwas wie Medizin. Eine Kur für den 5000 Jahre andauernden Vollsuff unserer Zivilisation. Die Deutschen waren besoffen, als sie ins Sudetenland einmarschierten, die Amerikaner waren besoffen, als sie nach Vietnam zogen. Besoffen von der Macht und vermutlich auch einer Menge Schnaps...
Brian hatte einen Nervenzusammenbruch, dass die Beatles ihr Sergeant Pepper-Album vor Smile veröffentlichten, brach ihm das Herz.
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Vor 20 Jahren erschien mit Tokyo Rose Ihr letztes Soloalbum. Warum haben Sie aufgehört? 

Weil ich eine Familie zu ernähren hatte und mir das on the road-Sein ohnehin nie lag. Ich war längst verstrickt in ein Netzwerk aus Fernsehen und Kino, für das ich komponiere. Als Künstler habe ich praktisch nichts verdient. Trotzdem schreibe ich immer noch Songs. Letztes Jahr habe ich auch an einem Film namens The People Speak mitgewirkt. Ich trete da mit Bob Dylan und Ry Cooder als Trio auf... Es ist eine Verfilmung von Howard Zinns Buch A Peoples History Of The United States. Ähnlich, wie wir das seinerzeit mit Smile versucht haben, wird da aus einer etwas anderen Perspektive über Amerika reflektiert: Wie haben wir die Ureinwohner behandelt, wie gehen wir mit dem Rest der Welt um? Das ist alles sehr kontrovers, und viele Leute sind deshalb ziemlich wütend.
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Wie wichtig ist die Rolle des Arrangeurs bei einer großen Pop-Produktion? 

Weniger wichtig, als man allgemein glaubt. Er muss in erster Linie reagieren. Was macht man, wenn eine Note auftaucht, die einfach nicht passt? Warum passt sie nicht, ist das vielleicht so gemeint, dass diese Note sich nicht einfügt? Wen unterstütze ich, die Band oder den Sänger, die Gitarre oder die Stimme? Das sind Entscheidungen, die man treffen muss, und das tut man durch Beobachtung. Der Platz des Arrangeurs ist der, an dem man alles sieht. Das bedeutet aber nicht, dass man mit einem Goldschatz bezahlt wird... 

Exzerpt von Karlheinz


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Alte Schule
Früher war Van Dyke Parks ein legendärer Dandy der Gegenkultur, heute ist er der Held einer jungen Musikergeneration. Ein Gespräch über die Launen des Erfolgs
mit Jürgen Ziemer
DIE ZEIT Nr. 39, 2009-09-17


Van Dyke Parks,
wohlerzogener Dandy, fiel auf durch überkomplexen Kunst-Pop, ausgefeilte Arrangements und seine Neigung, zu den Erfolgen anderer beizutragen. So war er Mitte der Sechziger Co-Autor und Librettist von Smile, dem Nachfolger des Beach-Boys-Albums Pet Sounds. Leider verlor Brian Wilson, der Kopf der Band, über dem Projekt den Verstand.
Parks Solodebüt Song Cykle gilt heute als Klassiker eines wagemutigen Pop-Expressionismus. Mit großem Orchester, mit allerlei Soundwahnsinn eingespielt, kostete es ein Vermögen, verkaufte sich schlecht, die Kritiker waren begeistert. Nach seinem letzten Soloalbum Tokyo Rose, 1989, arbeitete der Komponist, Texter und Arrangeur überwiegend für Hollywood. Heute arbeitet der 66-jährige u.a. mit Inara George zusammen, Künstler, die jünger sind als seine eigenen Kinder.
 

Im November 2009 kommt Van Dyke Parks für zwei Konzerte nach Berlin und Frankfurt.

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