The Low Anthem
Ein erhabenes Konzert in Köln

Auszüge aus einem Artikel
von Eric Pfeil
 

Vorne am Bühnenrand im Kölner Gebäude 9, wie eine menschliche Installation der Schüchternheit, spielt die Musikerin Jocie Adams ein selten gesehenes Instrument namens Crotales, eine Anordnung von Messingscheiben, die mit einem Bogen zum Klingen gebracht werden. Mit ihr, in schratiger Versunkenheit, die beiden anderen Musiker von The Low Anthem, der Sänger Ben Knox Miller und der Alleskönner Jeff Prystowsky. Vor dem eigentlichen Konzert waren The Low Anthem gemeinsam mit ihren Roadies als eigene Vorband in einer polternden Parodie auf besoffene Folkrock-Spielarten aufgetreten. Im Saal herrscht kollektives Staunen. Nach dem Stück klingt der Jubel der vielleicht hundert Zuhörer, als wären etliche hundert mehr zugegen.

Immer wieder werden die Instrumente getauscht, jedoch nie im Sinne einer Zurschaustellung instrumentaler Virtuosität: Alles bleibt reduziert, nichts tritt nach vorne, es ist das Zusammenspiel im Song, das die fast sakrale Erhabenheit der Musik ausmacht. Plötzlich hat der eine ein Horn, die andere eine Klarinette in der Hand und spielt darauf, als hätte es noch nie jemand zuvor getan. Doch auch ihr dreistimmiger Harmoniegesang alleine könnte diese Stücke tragen.

The Low Anthem schaffen es, sich wie andere US-Americana-Genre Bands (Fleet Foxes, []», The Felice Brothers, [oder Bon Iver, []») alten, US-amerikanischen Musikspielarten wertkonservativ und zauselig zu nähern, ohne so zu wirken. So ist die Ankündigung von Ben Knox Miller, das nächste Stück sei eine Klage um vergangene Tage, als die Welt noch ein leiserer Ort gewesen sei, kein Beleg dafür, dass es sich um eine kulturpessimistische Bewahrerband handelt, sondern ausschließlich dafür, dass Früher-war-alles-besser-Gequatsche nur für Kritiker verboten ist.

The Low Anthem sind so traditionell, wertkonservativ, modern und „jetzig“, wie Meilen entfernt von „gestrigem“ TechNO aus Köln, der Heimatstadt des Minimalismus (Bravo, Ben Knox Miller! Treffender kann man es nicht ausdrücken).

Soeben ist ihr zweites Lehrstück in progressiver Traditionspflege erschienen, das Album: „Oh My God, Charlie Darwin“.

Exzerpt von Karlheinz


Wer den vollständigen Artikel lesen möchte, gehe zu: 

Tragisch, dass ausgerechnet ich ins Horn stoßen muss
Mit immer neuen Instrumenten beklagen The Low Anthem den Verlust der Stille: Ein erhabenes Konzert in Köln
Von Eric Pfeil
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2009-09-21


Siehe/höre auch:

- Netz: The Low Anthem

- YouTube: To Ohio

- Stream: What The Crow Brings - 2007

- Stream: Oh My God! Charlie Darwin - 2008

- Wikipedia

- drs2darwin.blogspot.com

- Tagesspiegel.de

- plattenvorgericht.blogspot.com


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