10. Juni 2014

Das Beste der Rockgeschichte

Die Rolling Stones, wieder in der Berliner Waldbühne, nach fast einem halben Jahrhundert, auf ihrer "14-on-Fire-Turnee"


Exzerpt aus einem Artikel von EDO REENTS

Impressionen vom Konzert von BENJAMIN WEIHE


Hören die glimmer twins denn nie damit auf? Der Lärm ist infernalisch und müsste noch bis in die Berliner Innenstadt hinein zu hören sein.

Die allgemein dösige Stimmung in der brütenden Hitze ist mit „Start Me Up“ sofort wie weggeblasen, eines der neuesten Lieder, mit seinen 33 Jahren.

Mick Jagger dürfte eher noch abgenommen haben, er ist schmal wie ein zehnjähriges Mädchen. Keith Richards lässt knochentrockene Riffs ins Leere laufen, aus der Ron Woods glasharte Soloobertöne sie schnell wieder verscheuchen.

Das Beste der Rockgeschichte fliegt den brüllenden Menschen in Funken um die Ohren.

„Tumbling Dice“ von „Exile On Main St.”, mit der die Rolling Stones die Phase ihre uneingeschränkte Meisterschaft abschlossen. Frisches Material können sie, wenn sie wollen, ihren ausgemergelten Körpern und Seelen aber immer noch überzeugend abpressen.

„Hey! You! Get off of my cloud!“ diese reizende Zwiesprache, Ausdruck rebellischer Energie, funktioniert noch. Keith Richards hält den Leuten ganz vorne seine abgewetzte Gitarre unter die Nase.

„Honky Tonk Women“, der erste eindeutige Höhepunkt des Konzerts, eingeläutet von der aufregendsten Kuhglocke der Menschheitsgeschichte. Keith Richards lernt das Singen nicht mehr, macht das aber mit Inbrunst wett. Ron Wood waltet seines Slide-Gitarren Hochamts.

Mick Taylor steht plötzlich da. Wie auf der Platte „Let It Bleed“, sie steckt voller tückischer Pausen, presst er, teilweise in der Hocke, seiner Gibson Les Paul ein gnadenloses Solo ab. Mit diesem singend-sägenden, immer noch unbezahlbaren Stil steht jetzt wirklich alles unter Strom.

Jagger damals, als Taylor genug von den Stones hatte: „Wir werden ja wohl einen blonden Ersatz finden, der in der Lage ist, sich selbst zu schminken.“ Nachfolger Ron Wood sieht aus wie eine lustige schwarzhaarige Ratte.

„Gimme Shelter“, auch zu den Kronjuwelen des Rock gehörig; Jagger kommt zum erotischen Schlagabtausch mit einer dicken Hintergrund-Sängerin angegockelt. „Jumpin‘ Jack Flash“ swingt nun genauso wie „Sympathy For The Devil“. Keith Richards geht wie einst mit dem Schneidbrenner dazwischen.

Ein Chor der Berliner Universität der Künste, soll das der Londoner Bach-Chor von damals, von „You Can’t Always Get What You Want“ sein? Nicht ganz so glockenhell und superbritisch, aber eine gute Idee.

  1. Der Chor Fabulous Fridays von der Berliner Universität der Künste (UdK) steht mit 24 jungen Sängern neben den Stones auf der Bühne. Zumindest bei einem Lied, das laut Vertrag vorher in der Öffentlichkeit nicht verraten werden darf.
    Die Berliner Studenten singen das Einleitungs-Stück bei diesem Stones-Klassiker, teilweise mit dem dreigestrichenen c (c'''), einem sehr hohen und gesanglich besonders schwierigen Ton.
  2. Der Chorleiter und Dirigent Michael Betzner-Brandt: «Bei unseren Chorkonzerten ist das Publikum normalerweise ruhig. Dass wir jetzt da in diesem Kessel singen, das wird wild.»
  3. Seit Wochen probt er mit seinem Chor, der sich im Auswahlverfahren gegen viel Konkurrenz durch setzte. «Ich habe mir im Internet andere Stones-Konzerte angesehen und da wird deutlich, wie schwer das für die jeweiligen Chöre ist und wie sie damit kämpfen, die Tonhöhe zu halten.»
    Begeistert ist Betzner-Brandt trotzdem: «Für mich persönlich war die telefonische Zusage
    der größte anzunehmende Anruf
    Die Welt

Nicht nur mit kompakten Rhythm&Blues-Nummern, die Stones wissen auch auf der Langstrecke zu brillieren. „Satisfaction“, Jagger wedelt nach Mick Taylors Einsatz – auf der Akustischen.

Nach zwei Stunden, Wärme und Bier, die steilen Stufen hinauf lassen keuchen. Mick Jagger würde sich kaputtlachen.

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Rockgeschichte, geheimnisvoll verdichtet

Erfreut, Dich zu sehen: Die Rente mit 63 haben sie längst verpasst, sie machen einfach weiter: Wer die Rolling Stones so glorreich in der Berliner Waldbühne erlebt hat, kann nichts Falsches daran finden.

von EDO REENTS
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Juni 2014

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IMPRESSIONEN VOM KONZERT:

von BENJAMIN WEIHE! Super!

Start Me Up
Doom And Gloom (3:50)
Honky Tonk Women (5:15)
Miss You (6:10)
Gimme Shelter (10:35 Komplett)
Jumping Jack Flash (18:45)
Sympathie (19:40)
Brown Sugar (21:50)
Encore

You Can't Allways Get
What You Want (
25:00 zauberhaft)
Satisfaction (28:30)
Pyro
Jumping Jack Flash
Sympathie

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