FOCUS

9. Februar 2011
im Kubana Live Club in Siegburg


Thijs van Leer (*31.3.1948)
Querflöte, Gesang, Hammond Orgel

Bobby Jacobs
Fender Bass, Gesang (*1966?)

Menno Gootjes (*19.10.1974)
Gitarre

Pierre van der Linden (*19.2.1946)
Schlagzeug

Geert Scheijgrond
Tontechnik


Als In-so-vielerlei-Hinsicht-spät-Berufener wurde ich auch als FOCUS Liebhaber nicht gerade geboren. Wer sich Karlheinzs Musik Besten Liste angetan hat, kennt schon die Vorgeschichte seiner "# one": Udo, - noch im alten „bei mir“ am Eifelplatz - ließ dieses Stück vor einigen Jahren einmal laufen, und, da ich mir nicht sicher war, ob es von Ian Anderson und Jethro Tull war, fragte ich nach. Seitdem ist „Sylvia“ von der holländischen Band FOCUS aus den C2H5-OH-vernebelten Annalen meiner Jungmannen-Radio-Musik-Zeiten in etwas bewusstere Abteilungen der Bio-Festplatte befördert und eines unserer – Elkes und meiner – Lieblingsstücke.

Sir Thijs van Leer:
Für seine Verdienste um die Musik
wurde er 2008 von Königin Beatrix geadelt

Dass FOCUS überhaupt noch existieren und sogar in erreichbarer Nähe zu erleben sein würden, brachte uns erst ein Anruf Uwes Mitte Januar zur Kenntnis. Auch der Auftrittsort, die Venue („Wennju“ - mit Betonung auf der ersten Silbe - wie der gewiefte Rock-Lateiner sagt), der „Kubana Live Club“ in Siegburg, war uns noch kein Begriff. Elke druckt aber rubbel-di-dupp die Eintrittskarten für 22-Euro-noch-was-pro-Nase am heimischen Kompjuter aus – Nä, nä, was man in seiner kurzen Spanne auf diesem Planeten nicht alles erleben darf: Adenauer - die Bietels -Kompaktdisk - verheiratete Männer - und jetzt Eintrittskarten aus der Steckdose...

Pierre van der Linden

Nachdem sich Uwe, für sein Alter mit erstaunlich wenig Nachhilfe, immerhin nach der Eewigkeit von einigen ganzen Tagen später, doch wieder an seinen eigenen Tip erinnert und ihn dann auch noch nicht mal so schlecht gefunden hatte, trafen wir uns am Mittwoch, 9. Februar 2011 im Keller eines Feier-Wellness-und-Fress-Ladens in Siegburg, der nicht nur auf den ersten Blick einen gar nicht so schlechten Eindruck machen sollte. Ein hoher, ganz in schwarz gehaltener Kellersaal, mit Bar und großzügiger Starfoto-Galerie für 400 Gäste, war zu etwa einem guten Drittel gefüllt. Kein Herzrasen also für Klaustrophobiker, und... mit der Höflichkeit der Könige, pünktlich um 20 Uhr begannen Sir van Leer und FOCUS ihr Konzert...

 

Menno Gootjes

Ein Zausel mit schlohweißer Mähne, mit Parka und Schal unter einer sibirischen Fellmütze(?), hinter dem himmlisch klingenden Exemplar einer gefühlt mindestens tausendjährigen Hammond Orgel: Thijs van Leer – macht offenbar auch Eindruck auf jüngere Jahrgänge: „Wahnsinn - müssen wir jetzt alle hundert werden?“ meine ich aus einer belustigt flachsenden Rauchertraube vor dem Etablissement zu vernehmen, als ich zum Auto gehe, um die Canon zu holen – Fotografieren ist nämlich (anders als das Rauchen) löblicherweise nicht verboten. Wie schön; So gibt’s hier auch ein paar visuelle Protokolle.

 

Menno Gootjes und Bobby Jacobs

Die Musik von FOCUS, Schubladenliebhaber bezeichnen sie ja als Progressive Rock, besteht bekanntlich überwiegend aus Instrumentalstücken. Wenn Gesang, dann hat der häufig auch „nur“ Instrumentalfunktion, und, wenn wer singt, dann ist es fast immer der „Boss“, Thijs van Leer. Seine trittsichere Stimme erreicht die höchsten Höhen. Sein berühmtes Jodeln auf „Hocus Pocus“, einem der Welt Hits der Band, erklingt am heutigen Abend in „alter Frische“, so druckvoll dynamisch wie schon von fast vier Jahrzehnten Vinyl in begeisterter Erinnerung.

 

Menno Gootjes und Pierre van der Linden

Uwe: „Ich wusste gar nicht mehr, wie jazzig FOCUS sind!“ Ja, ja. Alle vier hochkarätigen Musiker zeigen sich bei souveräner Beherrschung ihrer Arbeitsgeräte in ungebremster, wenn auch angenehm unmanirierter Spiellaune. Die virtuose, hochklassige, um nicht zu sagen hochklassische Musik von FOCUS auch in der aktuellen Besetzung, lässt bei mir keinen Wunsch übrig.

Sir Thijs van Leer

Pierre van der Linden am Schlagzeug, neben Thijs van Leer fast von Anfang an in der Band, und die beiden „Joungster“, Bobby Jacobs (Thijs Stiefsohn) am Bass und Menno Gootjes (das Band "Küken") an der Gitarre, halten weder mit ihrer klassischen Ausbildung, noch mit ihrer Herkunft vom Jazz hinter dem Berg, und dem Vergleich mit den Klangprotokollen der Band von vor zig Jahren halten sie ganz locker lässig stand.

 

Sir Thijs van Leer

Nach zwei Konzertblöcken, der erste mit „Sylvia“, der zweite natürlich mit „Hocus Pocus“ als Abschluss und Höhepunkt, einer „kommerziellen Pause“, in der Gelegenheit war, den Verkaufsstand zu besuchen („...Die CD wird nach dem Konzert auch signiert!...“) und nach zwei Zugaben fand gefühlte vier Stunden später ein phantastisches Erlebnis seinen krönenden Abschluss.

Cover der Doppel-LP FOCUS 3
(im Uhrzeigersinn von links oben):
Pierre van der Linden, Jan Akkermann,
Thijs van Leer, Bert Ruiter

Alle vier Musiker standen gut gelaunt bereit zur Entgegennahme reichlicher Danksagungen und zur Signierung von CDs, Hemden und... unserer Focus 3 Vinyl.

Das Innenteil des Covers von FOCUS 3:
Jan Akkerman, Bert Ruiter, Pierre van der Linden (
nmA), Thijs van Leer (nmA = nun mit Autogramm)

Danke FOCUS für den Enthusiasmus, mit dem Ihr diese schöne fröhliche Musik lebendig erhaltet.

Danke für eine grandiose Erfahrung.

Ich kann es nur aus ganzem Herzen bestätigen, was Elke sagte: „Es ist toll, in dieser Zeit gelebt zu haben!“

Die Album Rückseite mit den Autogrammen von Bobby Jacobs und Menno Gootjes

Ist doch eigentlich albern, dass so ein kleines Bisschen Gekritzel von eigentlich doch sehr Unbekannten einem tatsächlich Freude macht... oder?

Karlheinz



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