Vito Pallavicini

Der Poet des blauen Blues -
Der Texter der italienischen Hymne „AZZURRO“, ist gestorben. 

Von Paul Kreiner 

Der italienische Sommer-Blues – das ist diese hitzeschwere, sonnensatte Trägheit, die bleierne Stille über einer von Gott und Menschen verlassenen Stadt. Niemand hat das alles besser in Worte gefasst als Vito Pallavicini, keiner besser vertont als Paolo Conte, keiner besser gesungen als Adriano Celentano. Dabei herausgekommen ist „AZZURRO“ – die italienische Welt-Nationalhymne schlechthin. Dass sie schon 39 Jahre alt ist, hört man ihr nicht an. Ein Kunstwerk vergeht nicht. 

Vor und nach „Azzurro“ hat der Lombarde Vito Pallavicini noch 160 andere Lieder getextet; mit seinen Songs errang er bei den internationalen Schlagerfesten von San Remo einen Preis nach dem anderen. Milva, Al Bano & Romina Power, Toto Cotugno und viele andere sangen seine Hits, Elvis Presley übersetzte sich einen ins (US)Amerikanische: „Io che non vivo senza te“ wurde zu „You don’t have to say you love me.“ 

Adriano Celentano (69) ist nach wie vor bestens im Geschäft, Urgestein der italienischen Musik und Autor sehr weniger, dafür erstklassiger Fernsehshows. Paolo Conte (70) tourt als unermüdlicher Jazzer weiter übers Land. Vito Pallavicini (83) aber ist jetzt gestorben, am Donnerstagabend – am Tag nach Ferragosto, mitten in der Hauptferienwoche, mitten im italienischen Sommer-Blues, mitten in „Azzurro“.

Kölner Stadt-Anzeiger
Samstag/Sonntag, 18./19. August 2007

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Azzurro

ist ein berühmter Schlager, komponiert von Paolo Conte. Die berühmteste Version sang Adriano Celentano 1968.

Azzurro, das Conte zusammen mit Vito Pallavicini für Celentano schrieb, gehört neben Via con me und Sotto le stelle del Jazz wohl zu seinen bekanntesten Werken. Der Text handelt von der Liebe, der Einsamkeit und vom Sommer in der Stadt.

Viele italienische Sänger haben das Lied interpretiert, neben Celentano auch Mina, Gianni Morandi und Fiorello. Sogar die italienische Fußballnationalmannschaft sang das Stück. Es gibt auch deutsche Interpretationen von Peter Rubin, Dieter Thomas Kuhn und den Toten Hosen. Außerdem gibt es einen durch das Lied inspirierten gleichnamigen Film Azzurro (Film) .

Typisch für Conte ist, wie er in dem Lied einfache Melodien und ein eingängiges, aber ungewöhnliches Arrangement, in diesem Fall einer Marschmusik, mit einer alltäglichen Geschichte kombiniert, die in einer einprägsamen und poetischen Bildsprache erzählt wird. Andererseits kann man Contes Bandbreite keinesfalls auf dieses Lied, aus seiner Anfangszeit als Autor von Schlagern, reduziert werden. Conte selber nahm das Lied erst nach 10-jähriger Solokarriere 1985 auf dem Album Concerti auf.

Als Italien im Jahr 2006 die Fußball-WM in Deutschland gewann, wurde dieses Lied gespielt.

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