Syd Barrett


- Syd Barrett - Biographie

- Obituary: Syd Barrett
Story from BBC NEWS



Syd Barrett
(Roger Keith Barrett)

war ein britischer Gitarrist, Sänger und Songschreiber. Er war Mitbegründer, Namensgeber der Band "Pink Floyd" und deren kreativer Kopf bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 1968.

Biographie:

Zusammengetragen von Elke aus:
www.wikipedia.org
www.floydian.de
www.spiegel.de
 

Roger Keith Syd Barrett verlebte eine völlig "normale" Kindheit in Cambridge. Er wuchs auf in einem großen Haus an der Hill Road auf der schönsten Straße von Cherry Hinton, in der Obhut warmherziger, liebender Eltern. Er war ein beliebter und guter Schüler. Seine Interessen reichten von Zelten und Sport bis hin zu Theater und Malerei, wo er sich besonders hervortat. Seine Vater Syd war ein Fan klassischer Musik, dessen wertvoller Flügel regelmäßig zum Mittelpunkt musikalischer Familienabende wurde, an denen außer Roger Keith Barrett (oder "Syd", wie sein Spitzname lautete) auch seine beiden Brüder und Schwestern teilnahmen. Syd Barrett förderte außerdem die musikalischen Interessen seines jüngsten Sohnes mit dem Kauf eines Banjos und, auf das Drängen des Jungen hin, einer Gitarre. Als Syd vierzehn war, zerstörte Dr. Barretts plötzlicher Tod das idyllische Bild.

1962 gab es in Cambridge eine lebendige, blühende Musikszene, gut über hundert Bands spielten auf beiden Seiten der Kluft, die Einheimische und Studenten trennte. Zu den weniger bedeutenden zählten "Geoff Mott and the Mottoes", zu denen auch Syd Barrett gehörte, inzwischen stolzer Besitzer einer elektrischen Gitarre, für die er selbst einen kleinen Verstärker gebastelt hatte. Weitere Mitglieder waren Nobby Clarke, ebenfalls Gitarrist, Bassist Tony Santi, und Drummer Clive Welham - sowie der Sänger und Frontman, dessen voller Nachname Motlow lautete. Teilweise, um Syd über den Tod seines Vaters hinwegzuhelfen, stellte die stets nachgiebige Mrs. Barrett der Band ihres Sohnes das große, zur Straße hin gelegene Wohnzimmer ihres Hauses als Proberaum zur Verfügung, nachdem die Umstände sie gezwungen hatten, es in eine Pension umzuwandeln. Ein gelegentlicher Besucher dieser "Gigs" war Syd Barretts älterer Schulkamerad Roger Waters, der auf seinem geliebten alten AJS-Motorrad in die Hill Road knatterte, aber ihm fehlte noch immer das Interesse, selbst Musik zu machen.

1965 gründeten Syd Barrett, Bob Close, Rick Wright, Nick Mason und Roger Waters eine Band namens "Sigma 6". Bob Close stieg schon bald wieder aus, aber die anderen vier blieben ein Weilchen zusammen. Sie probierten alle möglichen Bandnamen aus, "The Screaming Abdabs", "T-Set", "The Meggadeaths", und "The Architectural Abdabs", bis eines Tages Syd mit dem Vorschlag "The Pink Floyd Sound" ankam, der auf den Vornamen der beiden Jazzer Pink Anderson und Floyd Council beruhte. Die ersten beiden Pink-Floyd-Singles „Arnold Layne“ und „See Emily Play“ ebenso wie das Debütalbum „The Piper at the Gates of Dawn“ (1967) entstanden wesentlich unter Barretts Einfluss. Während der Zeit mit Pink Floyd begann Syd Barrett mit Drogen zu experimentieren, speziell mit LSD. Da Barrett in Hinblick auf Studioarbeit und Auftritte immer unzuverlässiger wurde, beschlossen die anderen Bandmitglieder Anfang 1968, Barretts alten Freund aus Cambridger Tagen, David Gilmour, als zusätzlichen Gitarristen und Sänger in die Band aufzunehmen. Barretts Maßlosigkeit brachte mehr und mehr Probleme mit sich, und unmittelbar nach den Aufnahmen zu "A Saucerful Of Secrets" entschlossen sich Wright, Mason und Waters, Syd Barrett zu feuern. 

Genau einen Monat nach der offiziellen Erklärung vom 06.04.1968, dass Syd Barrett die Pink Floyd "verlassen" hatte, lotste ihn Peter Jenner zurück in die Abbey Road Studios und produzierte in diesem Frühling tatsächlich genug Material für eine Solo-LP. Aber die Tracks die von der unmelodischen, frei assoziierten Indianersaga „Swan Lee“ bis hin zu dem instrumentalen (und ebenso unmelodischen) Gitarrenexperiment "Lanky" reichten, wurden als zu... nun, unzugänglich für ein breiteres Publikum befunden. EMIs Missvergnügen wurde noch durch die beschädigten Mikrofone und die "allgemeine Unordnung" verstärkt, die Syd Barrett in der Abbey Road hinterließ.

Immer ruhelos, schien es Syd Barrett nie für längere Zeit in einer Wohnung aushalten zu können. Er hatte außerdem das Talent, sich unbeliebt zu machen.

Im März 1969 ließ der unberechenbare Syd Barrett nichts desto trotz die Abbey Road wissen, dass er wieder eine Platte aufnehmen wollte. Die Nachricht erreichte Malcolm Jones von EMI, einen ehemaligen Rockmusiker, der Gruppen wie Deep Purple und Marc Bolan unter Vertrag genommen und kurz zuvor seinen Bossen die Erlaubnis abgerungen hatte, ein "progressives" EMI-Tochterlabel namens Harvest Records zu gründen. Als Bewunderer von Syds Werk war Jones von dem Gedanken, ihn für Harvest zu gewinnen, wie elektrisiert. Er verlor keine Zeit und vereinbarte ein Treffen, bei dem Syd Barrett fast wieder so charismatisch wie früher zu sein schien. Trotz des Reinfalls mit Syds vorherigem Soloprojekt waren Jones' Vorgesetzte Roy Featherstone und Ron White bereit, das Risiko mit dem ehemaligen Floyd-Star einzugehen. Featherstone und White bestanden allerdings darauf, einen Produzenten anzuheuern, der ihnen direkt verantwortlich war. Nachdem Norman Smith abgewunken hatte, übernahm Jones selber den Job. Seine Begeisterung wuchs noch, als Syd ihm Songs wie "Terrapin" und "Clowns and Jugglers" präsentierte - das später in "Octopus" umbenannt und als Single veröffentlicht wurde. Jones buchte sofort die Abbey Road für eine Reihe von Sessions. Syd Barrett wirkte anfangs enthusiastisch und auf Draht, als er die Sologitarren- und Vocaltracks für sechs Nummern einspielte, von denen die erste "Opel" war. Unerklärlicherweise strich Syd später die vielleicht stärkste seiner Post-Floyd-Kompositionen, fast so, als wäre "Opel" einfach zu gut, als dass er in seinem zerrütteten Allgemeinzustand damit zurechtkommen konnte.

Ab der zweiten Woche erwies sich Syds Gitarrenspiel während der Sessions als "extrem sprunghaft". Er wechselte ständig von Rhythmus zu Lead und trieb den Lautstärkepegel in den Rotbereich, so dass die Aufnahme wiederholt werden musste. Zu dieser Zeit machten sich die Bigshots von EMI bereits ernste Gedanken über die wachsenden Kosten eines Albums, das noch immer erst halb fertig war. Der stets fürsorgliche David Gilmour, der seit dem Split engen Kontakt mit Syd gehalten und seine Fortschritte im Studio verfolgt hatte, informierte Malcolm Jones, dass Syd mit ihm und Roger Waters den Rest der Platte produzieren wollte. Jones, dem es ja gelungen war Syd Barrett wieder zum Arbeiten zu bewegen, gab sofort seine Zustimmung in der Hoffnung, dass eine Zusammenarbeit mit Mitgliedern seiner früheren Band Syd nicht nur ein angenehmeres Umfeld verschaffen, sondern ihm auch einige floydianisch inspirierte Songs entlocken würde. Der Haken war, dass David Gilmour und Roger Waters nur drei zunehmend hektische Sessions zur Verfügung standen, um "The Madcap Laughs" zu vervollständigen, das dann zur Gänze von David abgemischt wurde.

Die meisten dieser Aufnahmen bestanden hauptsächlich aus Syds Gesang und akustischer Gitarre; Die einzigen wirklichen Produktionen der beiden Floyd waren "Octopus" und "Golden Hair", ein frühes James Joyce Gedicht, zu dem Syd Barrett mit achtzehn, neunzehn Jahren die Musik geschrieben hatte. Für The "Madcap Laughs" wurde es dezent mit Bass, Becken, Vibraphon und Orgel unterlegt. In den ersten Tagen des Jahres 1969 veröffentlicht, wurde "The Madcap Laughs" wohlwollend aufgenommen (Melody Maker nannte es in unbewußter Hellsichtigkeit "ein schönes Album voller Wahnsinn und Verrücktheiten") und verkaufte binnen acht Wochen in England die respektable Zahl von über sechstausend Stück.

Das zweite Album, das unter dem schlichten Titel "Syd Barrett" im November 1970 erschien, profitierte hauptsächlich von der personellen Kontinuität und einem Anflug von Struktur. Dieses Mal teilte sich David Gilmour die Produzentenrolle mit Rick Wright, nachdem Roger Waters gestöhnt hatte: "Das kann ich nicht noch einmal ertragen!" Zur Band gehörten Jerry Shirley an den Drums, Rick an den Keyboards und Dave (der darauf bestand, dass Syd alle Gitarrensoli übernahm) am Bass. Dennoch - trotz der schwungvollen, Piper-ähnlichen Baby Lemonade und Gigolo Aunt - litt das Projekt zu sehr unter Syds zunehmender Unfähigkeit, zusammenhängend zu spielen oder sogar zu schreiben; vieles stammte aus jener Schublade mit den Stücken, die Pink Floyd bereits abgelehnt hatten. In bester "Have You Got It Yet?"- Tradition schien Syd Barrett zudem entschlossen, nie wieder einen Song zwei Mal auf die gleiche Weise zu spielen.

David Gilmour unterstützte seinen Freund heroisch bis zum Ende des Projekts, sichtete vor jeder Session geduldig mit ihm das Material und übersetzte Syd Barretts versponnene Ideen in eine für Rick Wright und Shirley verständliche Sprache. Doch oft endete es damit, dass David Syd lediglich ein passables Solo entrang, das er und Rick später mit einem Arrangement versahen. Bei (?) biß sich Syd dermaßen in einen Leadgitarrenpart fest, dass David in seiner Not das Band rückwärts abspielte. Als Syd Barrett seine "Dominoes" rückwärts hörte, wurde er abrupt aus seiner Trance gerissen - und spielte nach Jerry Shirleys Meinung "das beste Leadsolo, das ich je gehört habe. Alles in einem Durchgang, ohne eine einzige falsche Note." Die Arbeit mit Syd Barrett raubte David Gilmor den letzten Nerv. Syd kam nicht zu den vereinbarten Aufnahmesessions, er spielte die falschen Songs, er vergaß die Texte - es war erstaunlich, dass sie es trotzdem schafften, ein ganzes Album einzuspielen.

1971, als Syd es nicht mehr ertragen konnte, floh er zu seiner Mutter nach Cambridge. Zwischen 1972 und 1974 pendelte Syd Barrett zwischen Cambridge und einem Penthousezimmer im Londoner Park Lane Hilton Hotel hin und her. Er lebte extrem zurückgezogen und tat überhaupt nichts, nur um zuzusehen, wie sein legendärer Ruf sich in einen der hartnäckigsten Kulte verwandelte, die der Rock'n'Roll je gesehen hatte. Bis zu einem gewissen Grad erinnerte es an den späten Jim Morrison, dessen Status sich indirekt dem bizarren Eskapaden seines brillanten und charismatischen Gegenkultur- Images annährte, bis er sich schließlich von den abseitigeren Seiten seiner eigenen Künstler- und Medien- Rolle beherrschen - und schlußendlich - zerstören ließ. Nur dass Syd nicht gestorben war.

Mitte der 70er bekam Syd Barrett mehr Tantiemen als je zuvor und zog, Cambridge überdrüssig, wieder ganz nach London, wo ihn Bryan Morrison in zwei Zimmern im imposanten Backsteingebäude des Chelsea Cloisters unterbrachte, einer Pension unweit der vornehmen Kings Road.

Im "Kloster", hinter permanent geschlossenen Fenstern und zugezogenen Vorhängen, den überwältigend muffigen Geruch ignorierend, verbrachte Syd die Zeit damit, auf einen riesigen, von der Decke hängenden Fernseher zu starren oder zwanghaft den Kühlschrank zu plündern. Binnen eines Jahres blähte sich sein schlanker Körper auf ein Gewicht von etwa zweihundert Pfund auf - woraufhin der einstige psychedelische Adonis die Transformation vervollständigte, indem er sich den Kopf kahl schor.

Während der Aufnahmen des Pink-Floyd-Albums "Wish you were here" erschien Barrett zur Überraschung der Band im Studio, ohne dass diese ihn erkannten. Nachdem die Band gemerkt hatte, wer dieses Drogenwrack war, widmete sie ihrem alten Freund die Songs "Wish You Were Here" und "Shine On You Crazy Diamond". Syd Barrett ist auch daher der so besungene "Crazy Diamond".

Irgendwann danach, Mitte der 1970er Jahre, war für Syd Barrett der Punkt gekommen, sich total vom Pop- Business zurückzuziehen. Selbst alten Freunden schlug er die Tür vor der Nase zu. Er beschloss, aus London wegzuziehen und wieder nach Cambridge zurückzukehren, um dort bei seiner Mutter in selbstgewählter Abgeschiedenheit zu leben. Ein Foto, das 1982 gemacht worden sein soll, zeigte einen unscheinbaren, unauffälligen Mann mit beginnender Glatze, der viel älter aussah als sechsunddreißig. Ein Artikel aus dieser Zeit endete mit einem treffenden Epitaph von David Gilmour: "Es war nicht romantisch. Es war eine traurige Geschichte, jetzt ist sie vorbei."

Aber offenbar hörte das Interesse an Syd nie auf. Und als die punkinspirierte "New Wave" sich zur "Neo-Psychedelia" entwickelte, galt Syd Barrett allgemein als der Vater beider Retro-Rock-Bewegungen. Währenddessen glänzte der "Piper" weiter durch Abwesenheit, obwohl Mick Rock 1989 einen limitierten Sammelband seiner besten Rock'n'Roll-Porträts zusammenstellte und zu seinem Erstaunen Syd Barretts schriftliche Zustimmung erhielt. Der einzige in der Musikbranche, der eine Art Kontakt herstellen konnte, war Nicky Campbell von Radio One, dem es im Oktober 1988 gelang, einen Angehörigen der Familie Syd Barrett zu überreden, anläßlich der Veröffentlichung von "Opel" ein paar Worte in seiner Show zu sagen. Der Mann von Syds Schwester Rose, der Cambridger Hotelmanager Paul Breem, gab bekannt, dass Syd Barrett "ein ganz normales Leben" führte wenn auch ohne jeden Kontakt zu seinen Mitmenschen, sah man von einem gelegentlichen Einkaufsbummel mit seiner alten Mutter ab - und kein Musikinstrument mehr spielt." Was Syds musikalische Karriere betraf, so "gehört sie zu einem Lebensabschnitt, den er heute lieber vergessen will. Er hat einige schlechte Erfahrungen gemacht und, glücklicherweise, das Schlimmste inzwischen hinter sich. Er ist nun in der Lage, hier in Cambridge ein normales Leben zu führen."

Zum Schluss lebte Syd Barrett völlig zurückgezogen im Haus seiner 1991 verstorbenen Mutter in Cambridge. 1998 wurde bei ihm ein Typ 2-Diabetes festgestellt. Zu Beginn wurde er auf Diät gesetzt und mit Tabletten behandelt. Nachdem sich keine Besserung einstellte, verwendete er Insulin. Als Folge der Krankheit kämpfte Syd Barrett gegen die Verschlechterung seiner Sehfähigkeit. Einem unbestätigten Gerücht zufolge war er in seiner Abgeschiedenheit ein besessener Maler, der aber jedes Bild, das ihm nicht perfekt erschien, nach seiner Vollendung verbrannte.

Am 11. Juli 2006 gab eine Sprecherin der Band Pink Floyd bekannt, dass Barrett im Alter von 60 Jahren „vor einigen Tagen“ gestorben sei. Die britische Zeitung „The Guardian“ hat nach eigenen Angaben erfahren, dass er „am Freitag“, also am 7. Juli, einem Krebsleiden erlag. Der offiziellen Darstellung zufolge starb Barrett dagegen infolge von Komplikationen, welche durch seinen Diabetes ausgelöst wurden.

nach oben

zurück
.