…"clowns to the left of me, jokers to the right"...
Gerald “Gerry” Rafferty

“Baker Street”
Album: City To City

 

Gerry Raffertys mehr als fünf Millionen mal verkauftes Album „City To City“, vor allem das Lied „Baker Street“, waren der Inbegriff von Opulenz und angeblicher Verweichlichung, gegen die der Punk Ende der Siebziger Jahre zu Felde zog. Für dieses Stück, das nach der gleichnamigen Straße und U-Bahn-Station in London benannte ist, hatte Rafferty Jahre gebraucht; Besonders lange hatte er an dem von Raphael Ravenscroft gespielten und wahrhaft weltberühmten Saxophonsolo gearbeitet. 

In seiner Heimatstadt Glasgow orientierte sich der introvertierte Gerry Rafferty in seinen frühen Liedern gemeinsam mit seinem hassgeliebten Schulkameraden Joe Egan am Sound der Beatles. Mit dem dominanten Komödianten Bill Connolly schrieb er für die Gruppe Humblebums noch deren bessere Titel wie „Shoeshine Boy“, „Please Sing A Song For Us“ und „Song For Simon“ in der für ihn so typischen Mischung aus musikalischer Gewitztheit und melancholischer Grundstimmung.

Bei der Firma Transatlantic spielte er auf Anhieb ein Meisterwerk ein: „Can I Have My Money Back?“, eine der makellosesten Folkrockplatten überhaupt, mit dem Kracher „New Street Blues“, Heimweh- und Trinkersongs wie „Mary Skeffington“ und dem am ehesten nach Paul McCartney klingenden Gesang in „One Drink Down“.

Es mag an seinem unaufdringlichen, nie laut werdenden Gesang liegen, dass Raffertys Frühwerk heute nahezu unbekannt ist. Dazu gehört auch die erste, titellose von drei Platten der unsteten Band Stealers Wheel, die einen überragenden Song enthielt: „Stuck In The Middle With You“.

"Stuck In The Middle With You"
Steelers Wheel, 9/72

„Die beste Dylan-Single seit 1966“ (Bud Scoppa & siehe auch: [ ); „Das Stück hätte ich selber gerne geschrieben!“(John Lennon). Quentin Tarantino hat es 1992 in seinem Film „Reservoir Dogs“ ("Wilde Hunde") eingesetzt.

Als 1975 ihre dritte Platte herauskam, gab es die Band Stealers Wheel schon nicht mehr, und der Weg war frei für eine Sololaufbahn Gerry Raffertys, die mit dem Album „City To City“ geradezu sensationell begann. Neben „Baker Street“ enthält es auch Moog-Synthesizer-Balladen wie „The Ark“ oder „Whatever’s Written In Your Heart“.

Die folgenden Abstände zu weiteren Platten wurden immer größer, die Musik immer schwächer. Dennoch ist am 4. Januar 2011, in seinem englischen Haus, mit dem dreiundsechzigjährigen Gerald „Gerry“ Rafferty nicht nur ein Mann an einer vom Alkohol ruinierten Leber gestorben, sondern vor allem einer, der seinen Platz unter den Großen der britischen Popmusik hat. 

Exzerpt aus:

Zum Tod von Gerry Rafferty: „Seine Songs für uns“
von Edo Reents, faz.net – 5. Januar 2011

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