Ian Fraser
"LEMMY" KILMISTER

Born to lose, live to win.

Don't forget us. We are Motörhead. And we play Rock'n'Roll.

* 24. Dezember 1945, Burslem, Stoke-on-Trent, GB
† 28. Dezember 2015, Los Angeles, USA

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- Lemmys letzte Bühne

- DIE ABSCHIEDSFEIER!!!

- MUSIK!!!

- Nachruf von ALEXANDER GORKOW

- Abschiedsfeier von PETER RICHTER

- Trauergäste, u.a....

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Drummer Mikkey Dee: "Das ist das Ende von Motörhead. Lemmy war Motörhead." Am 11. Dezember 2015 fand das letzte Konzert der 40-Jahre-MOTÖRHEAD-Tour in der Max-Schmeling-Halle in Berlin statt. Letzter Song der Show war "Overkill". Nach dessen Ende hängte Lemmy seine Rickenbacker ab, schlug viermal mit der Faust auf die Rückseite des Korpus, griff mit der Linken noch einmal über die Saiten und lehnte sie dann - zum letzten Mal - gegen den Verstärker. Nach dem Abschied der Band vom Publikum war die Rückkoppelung noch lange zu hören...

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Keep quiet and listen!

MOTÖRHEAD - 1916

MOTÖRHEAD - No Voices In The Sky

MOTÖRHEAD - I Don't Believe A Word

MOTÖRHEAD - The Ace Of Spade

MOTÖRHEAD - Eat The Rich

MOTÖRHEAD - Built For Speed

MOTÖRHEAD - Doctor Rock

MOTÖRHEAD - Orgasmatron

MOTÖRHEAD - Broken

MOTÖRHEAD - God Was Never On Your Side

MOTÖRHEAD - One More Fucking Time

THE HEAD CAT
(Lemmy Kilmister, Gesang, Gitarre, Bass, Mundhamonika; Slim Jim Phantom, Schlagzeug, Gesang; Danny B. Harvey, Kontrabass, Keyboard)
- Fool's Paradise, 2006

00:00 - "Fool's Paradise" (LeGlaire, Linsley, Petty)
02:28 - "Tell Me How" (Buddy Holly)
04:19 - "You Got Me Dizzy" (Abner, Reed)
07:19 - "Not Fade Away" (Buddy Holly)
09:37 - "Cut Across Shorty" (Walker, Wilkin)
11:41 - "Lawdy Miss Clawdy" (Price)
13:42 - "Take Your Time" (Holly, Petty)
15:46 - "Well...All Right" (Buddy Holly)
18:07 - "Trying to Get to You" (McCoy, Singleton)
19:48 - "Learning the Game" (Holly)
22:05 - "Peggy Sue Got Married" (Holly)
24:21 - "Crying, Waiting, Hoping" (Holly)
26:34 - "Love's Made a Fool of You" (Holly, Montgomery)
28:32 - "Big River" (Johnny Cash)
31:01 - "Matchbox" (Carl Perkins)
ns

MOTÖRHEAD - Fire Storm Hotel

MOTÖRHEAD - Sympathy For The Devil

Das ist das letzte Lied auf ihrem letzten, dem 22sten Studioalbum, "Bad Magic", 2015. Eine grandiose Coverversion des Originals von Keith Richards und Mick Jagger - THE ROLLING STONES, 1968.

Sympathy For The Devil

Please allow me to introduce myself
I'm a man of wealth and taste
I've been around for a long, long year
Stole many a man's soul to waste/and faith

And I was 'round when Jesus Christ
Had his moment of doubt and pain
Made damn sure that Pilate
Washed his hands and sealed his fate

Pleased to meet you
Hope you guess my name
But what's puzzling you
Is the nature of my game

I stuck around St. Petersburg
When I saw it was a time for a change
Killed the Tsar and his ministers
Anastasia screamed in vain

I rode a tank
Held a general's rank
When the blitzkrieg raged
And the bodies stank

Pleased to meet you
Hope you guess my name, oh yeah
Ah, what's puzzling you
Is the nature of my game, oh yeah
(Woo woo, woo woo)

I watched with glee
While your kings and queens
Fought for ten decades
For the gods they made
(Woo woo, woo woo)

I shouted out,
Who killed the Kennedys?
When after all
It was you and me
(Who who, who who)

Let me please introduce myself
I'm a man of wealth and taste
And I laid traps for troubadours
Who get killed before they reached Bombay
(Woo woo, who who)

Pleased to meet you
Hope you guessed my name, oh yeah
(Who who)
But what's puzzling you
Is the nature of my game, oh yeah, get down, baby
(Who who, who who)

Pleased to meet you
Hope you guessed my name, oh yeah
But what's confusing you
Is just the nature of my game
(Woo woo, who who)

Just as every cop is a criminal
And all the sinners saints
As heads is tails
Just call me Lucifer
'Cause I'm in need of some restraint
(Who who, who who)

So if you meet me
Have some courtesy
Have some sympathy, and some taste
(Woo woo)
Use all your well-learned politesse
Or I'll lay your soul to waste, mm yeah
(Woo woo, woo woo)

Pleased to meet you
Hope you guessed my name, mm yeah
(Who who)
But what's puzzling you
Is the nature of my game, mm mean it, get down

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Rock'n'Roller

Bald wird ein Krematorium explodiert sein

Exzerpt des Artikels
von ALEXANDER GORKOW
"Durch den verdammten Künstlerausgang"
Süddeutschen Zeitung, 30. Dezember 2015
Titelseite
Feuilleton

Vor einigen Jahren, während eines Interviews zur Mittagszeit in einem Hotel in Berlin, trinkt Lemmy Kilmister eine Flasche Whisky. Der Interviewer trinkt leider fast die ganze zweite Flasche, um den begeistert nachschenkenden Mann nicht zu frustrieren und das Interview zu gefährden. Lemmy ist sich in diesem Interview sicher, dass das Krematorium, das ihn dereinst einäschert, komplett in die Luft fliegen wird.

Musiker, die ihn kannten und mit ihm auf Festivals auftraten, erzählten erst seit seiner Herzoperation vor zwei Jahren davon, wie körperlich angeschlagen Kilmister schließlich durch den Künstlereingang gebracht wurde, um einen weiteren Auftritt vor Zigtausenden irgendwie über die Bühne zu bringen. Oder eben abzubrecheen. Das Gute: Man sah ihn zuletzt, bis vor wenigen Wochen, auf diesen Bühnen nicht ohne Grund in noch grellerem Gegenlicht als sonst, und man ahnte doch, dass es das dann gewesen sein könnte.

Die Generation der Stunde null tritt an zu den womöglich stets letzten großen Konzertreisen: David Gilmour ist auf seiner Old-Mans-Tour. Bryan Ferry spielte neulich im Circus Krone auffallend oft sitzend (der Rücken). David Bowie ist nur noch als Geist da. Bob Dylan krächzt. Lou Reed tot. J.J. Cale tot. Joe Cocker tot. Lemmy Kilmister jetzt auch tot. Eines Tages werden wir allein sein mit frauenfeindlichen Rappern, die irre doof sind, keinen Spaß verstehen und mit schweren Goldketten die Gebisse ihrer Feinde einschlagen.

Es blieb dem Drecksblatt Bild vorbehalten, vor zwei Wochen eine Reporterin und einen Fotografen in Berlin für einen kalten Abschiedsgruß springerstyle zu Lemmy hinter die Bühne zu schicken. Man sieht auf diesem Bild eine, wie sagt man, kesse junge Frau neben einem total eingefallenen, todkranken Mann sitzen: "Bild trifft den härtesten Rocker der Welt." Die eigentliche Botschaft des Bildes hätte trauriger nicht in "Momo" stehen können: Der größte lebende Zauberkünstler mit Hut, Lemmy Kilmister, hat die Macht über die Pointe abgegeben.

Er war nicht der blümeranteste Crooner, oh nein, nicht der Mann mit der zartesten Haut und dem fluffigsten Haar - aber doch war er bis dahin der größte Überrumpler und Pointen-Superexperte des Schowgeschäfts seit Sinatra, Tati und Disney. Für einen miesen, kleinen Schmierblatt-Scoop war Lemmy nun zwei Wochen vor seinem letzten Seufzer überrumpelt worden. Sudden Death. Fuck you, Lemmy. Der biologische Tod folgte nur wenige Tage später, am Montag.

Bis Bild den härtesten Rocker der Welt in der Garderobe traf, war dessen Leben fast so etwas wie ein Märchen gewesen. Oder, wie Lemmy sang: "Born to lose, live to win." Geboren in Stoke-on-Trent als Sohn eines Feldkaplans der Royal Navy sowie einer Bibliothekarin. Schulabbrecher. Drogist. Flachleger. Hänger. Sämtliche Parameter in diesem Leben schlugen Alarm. Auch weil er in der Psychedelic-Band Hawkwind im LSD-Rausch vor sich hindilettierte, sah Kilmister schon früh aus wie einer dieser Typen aus der Hauptschule, vor denen man als Kind Angst hatte, wenn sie rauchend im Weg standen und einen schubsten, wenn man vor der Grundschule heim lief.

Das Wunder geschah im Jahre 1975: Lemmy, der im Zustand fast schon finaler Verwahrlosung mit 30 Jahren die Band Motörhead gründete, machte den Mamasöhnchen dieser Welt plötzlich ein irres Angebot. Er reichte seine Hand zur Versöhnung, zu einem finalen Versprechen: Erlösung durch Unterhaltung. Erstklassiger Bohei. Licht, Rauch und Glockenschlag. Ein Rhythmus, wo man mit muss. Motörhead gehörten nämlich einerseits zu denen, die den schwülstigen Led-Zeppelin-Machismo und die halblustige Dämlichkeit des Punk zu einer anfangs viel versprechenden neuen Musikrichtung namens Heavy Metal vereinten, andererseits wurden sie bald schlicht eine (fast) immer brillante, bluesbasierte Rock'n'Roll-Band.

Klar, da war der alberne Biker-Quatsch, die Nazi-Devotionalien, die um die Eier angegossenen, biermiefigen Jeans ("Fruchtpressen"). Das roch immer noch nach Auf-die-Fresse. Aber was machst du, wenn du 15 bist und die ersten Töne von "Ace Of Spades" hörst? Du wippst mit. Dann trinkst du ein Bier. Du wippst. Du trinkst. Du wippst. Du trinkst. Dann fällst du um. Das Leben kann so prachtvoll sein.

Riff, Hookline, Solo, Krächzkrächz - es braucht nur vier Worte aus den Eingeweiden der Höheren Musiktheorie, um Motörhead zu würdigen.

Es könnte wer sagen: Kann ich auch.
Na, dann mach doch mal.

In den frühen 90ern wuchs Lemmy Kilmister über sich selbst hinaus und nahm eine neue Gestalt an - er wurde zum Prototyp des neuen Cool. Heavy Metal in seinen fantasyhaften, monsterhaften Ausprägungen à la Iron Maiden war in den geschmackstechnisch beispiellos verwahrlosten 80ern schon bald zur Musik für die Art von Versagern verkommen, die kein Mitleid verdienten; So etwas hörten pickelige Dickerchen, die das Mädchen nicht kriegen, die mit dem Commodore-Computer spielen, die sich bewusstlos onanieren und einen in der Schule nicht abschreiben lassen. (Diese Typen haben heute leider die Macht über die Welt übernommen. Ihnen gehören Medienkonzerne, Digitalkonglomerate, Lieferdienste für Schuhe und Pizza und Zeug.)

Lemmy aber war immer ein besserer Versager, hässlich wie die Nacht, aber mit lässigen Gelegenheitsjobs auf Friedhöfen und vor allem: Mädchen. Er war nicht digital, er war analog. Er war nicht dumm, sondern klug. Er war nicht unwissend, er war gebildet. Und, jetzt kommt der Grund, wieso die Nachricht von seinem Tod die halbe westliche Welt im Dezember 2015 in Trauer versetzt: Er war in einer Welt aus Abteilungsleitern, Meetings, Journalisten in Ost-München, Bloggern, 20.15-Uhr-Filmen in ARD und ZDF und endlos jammernd mit ihren Schildern im Kreis herumlaufenden Sachsen nie, nie, nie langweilig. Er war witzig.

Es war der Humor einer störrischen, turbulenten, blitzschnellen Trinkerseele. Wenn Kilmister in seinen besten Songs aus seinem Leben sang, so war dies eine bittertraurige, bitterlustige, aufsässige Chronik des Scheiterns in einer bescheuerten Welt. Die Aphorismen aus Kilmisters Songs und Interviews, sie werden nun in Büchern, Filmen, Apps und Wandkalendern in Ewigkeit blühen wie eine unsterbliche Alpenwiese. Recht so.

So schnell, wie Lemmy Kilmister Heavy Metal erfunden hatte, so schnell roch der Mann Lunte und bemühte sich um ein rostfreies Image. Dreist - aber, wieder: gutes Timing - erklärte der Lord of Cool Heavy Metal zu dem, was es ist: Mist. Bevor er seinen Fans Abend für Abend jeweils exakt 75 Minuten durchföhnte, rief er stets brav "Good Evening. We are Motörhead. And we play Rock'n'Roll." Es ging ihm letztlich um die totale Verschlankung: Heavy-Metal-Fans erklärte er im eingangs zitierten Interview zu Idioten, lobte klugerweise Genesis und Phil Collins, hasste den Hass von Journalisten auf Genesis und Phil Collins, sang auswendig "Fernando" von Abba ("Can you hear the drums, Fernando? Do you still recall the frightfull night we ccrossed the Rio Grande?") und fand kaum etwas irrlichternder als den ja doch weit verbreiteten Glauben, dass der Heilige Geist einer Jungfrau ein Kind macht: "So - wer ist nun wahnsinnig? Ich oder die Weihrauchschwenker?"

Er lebte in Los Angeles in einem winzigen Apartment, weil ihm Villen auf die Nerven gingen: "Frauen sind gefährlich, aber sie sind nie die Idioten. Die Männer sind die Idioten, die sind das Problem." Es ist klar, wieso ein derartig leuchtender Verschlanker zum großen Verführer werden musste in einer aus den Angeln gehobenen Welt aus GeSMSe, Gelaber, Getröt und Piep.

Viele sind gebildet. Nur wenige sind gebildet und verstehen etwas von Timing. Davon wiederum sind nur sehr wenige sehr gebildet und verstehen sehr viel von Timing. Zu diesen zählte Lemmy Kilmister, das gottlose Kind, das am Heiligen Abend in eine zertrümmerte Welt geworfen wurde. Das muss man dem Weltgeist ja lassen: Humor hat er. Lemmy Kilmister wurde geboren am 24. Dezember 1945. Er wurde 70 am 24. Dezember 2015. Er bekam seine Krebsdiagnose am 26. Dezember 2015. Er starb zwei Tage später.

Er spielte auf den Stahlsaiten seines Rickenbacker-Bass stets wie auf einer Rhythmusgitarre. Seine Hände fühlten sich deswegen an wie Autoreifen. Sein Nachname war tatsächlich Kilmister. Erst im Sommer erschien "Bad Magic", das neue Studioalbum von Motörhead. Der letzte Song heißt "Sympathy For The Devil", und er ist lustigerweise wirklich um Klassen besser als die fummeltuntige Originalversion. Das war seine vorletzte Pointe.

Die letzte: Bald explodiert ein Krematorium. Fürchtet euch nicht. Es ist Lemmy Kilmister, und er nimmt den verdammten Künstlerausgang.

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Lemmy wird am Samstag, 9. Januar 2016, auf dem Forest Lawn Memorial Cemetery in den Hollywood Hills im kleinen Kreis beigesetzt. Fans werden gebeten, der Beerdigung über einen Livestream auf dem offiziellen MOTÖRHEAD-YouTube-Kanal, um 23.30 Uhr unserer Zeit, weltweit beizuwohnen.
Die Übertragung startete um 24.03 Uhr.

Formvollendet

Eine traurig-schöne und vor Witz sprühende Unterhaltungsgala zur Erinnerung an einen besonders höflichen Menschen

Exzerpt des Artikels
"Abschied von Lemmy Kilmister Formvollendet"
Süddeutsche Zeitung, 11. Januar 2016
VON PETER RICHTER

... Öffentlich rechtliches Fernsehen... schmäh, schmäh... Das wahre „Wort zum Sonntag“ kam diesmal aus Los Angeles und lief auf YouTube als Livestream aus der Kapelle des Prominenten-Friedhofs Forest Lawn Memorial Park, wo sich Freunde und Kollegen von Lemmy Kilmister von ihm verabschiedet haben.

Diese Trauerfeier hatte alles, was gutes Fernsehen bieten sollte; Es war eine prominent besetzte Unterhaltungsgala mit Bildungsauftrag, es war tief bewegend, gleichzeitig wurde so viel gelacht wie bei einer Show der von Kilmister verehrten Komikertruppe „Monty Python“, und moralische Unterweisung gab es auch. Keiner, der nicht auf die außerordentliche Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und generelle Anständigkeit des Verstorbenen hingewiesen hätte. Die Worte Ritterlichkeit und englischer Gentleman fielen. Sein Sohn Paul Kilmister zitierte dessen Devise hierzu: „Manners are free“, (auch gute) Manieren kosten nichts.

Es ist ja nicht nur der dazu scheinbar etwas im Kontrast stehende schnelle, harte Rock’n’Roll, für den dieser Mann weltweit so verehrt wurde, sondern seine ganze Haltung. Außerdem natürlich für die Tatsache, dass er bei seinem exzessiv multi-toxischen Lebensstil überhaupt so lange durchgehalten hat, gab das doch Hoffnung, dass öde Wahrscheinlichkeiten nicht das letzte Wort sein müssen. „Der Entschlossenheit sollte keine Logik dazwischenfunken“, gab Kilmisters französischer Stiefelmacher einen seiner „Lemmyisms“ wieder. Paul Kilmister berichtete allerdings, dass schon im August deutlich wurde, dass es mit der Gesundheit zu Ende geht. Die Diagnose auf einen sehr aggressiven, schon sehr fortgeschrittenen Krebs bekam sein Vater erst zwei Tage vor seinem Tod. Aber selbst, wenn er es vorher schon mit dieser Bestimmtheit gewusst hätte, hätte er seine letzte Tour nach Europa im Herbst noch angetreten. Denn: „Auftreten war seine Art von Yoga, das hat ihm die Batterien wieder aufgeladen.“

Lemmy Kilmisters Lebensgefährtin bekannte, dass sie sich immer bewusst war, sich seine Liebe mit seinen Fans teilen zu müssen. Musikproduzent Bob Kulick zufolge war aber auch Kilmister seinerseits so sehr Fan, wie er Musiker war. Und sein Sohn erinnerte die wissend auflachende Feiergemeinde in der Kapelle noch einmal daran, wie verhasst es ihm war, wenn beim Musikhören geschwatzt wurde. (!!!) Dieser Respekt wurde von anderen Musikern mehr als erwidert. Lars Ulrich erläuterte, wie Kilmister zeitgleich mit dem grandiosen Album „Iron Fist“ 1982 in gewisser Weise auch Metallica in die Welt gesetzt oder doch zumindest massiv inspiriert habe. Sein Kollege, der Bassist Robert Trujillo, erinnerte sich, Lemmy Kilmister mit Joni Mitchell bekannt gemacht zu haben und von den beiden sich gegenseitig bewundernden Kettenrauchern eingequalmt worden zu sein. Rob Halford von Judas Priest erklärte seine Liebe. Saul Hudson, genannt Slash, war immer noch dankbar, dass er trotz des popperhaften Haarspraymetal von Guns’n’Roses seit 1987 Lemmy Kilmisters Freund sein durfte. Ian Scott von Anthrax erzählte dass er Motörhead wegen des Bandfotos auf der Plattenhülle von „The Ace Of Spades“ zunächst für erstaunlich schnell Gitarre spielende Mexikaner gehalten habe. Und Dave Grohl, ehemals Nirvana, heute Foo Fighters, weinte.

Überhaupt flossen bei dieser Feier fortwährend Tränen. Manche vom Weinen, manche vom Lachen, viele von beiden gleichzeitig. Diese Trauerfeier war vor allem die verrotzteste Comedy-Show der Weltgeschichte. Es hat keinen Sinn, die vielen Witze, Anekdoten und Bonmots wiedergeben zu wollen; Zu viele basieren auf englischen Sprachspielen, zu viele andere sind etwas derberer Natur. Eine Abordnung aus London berichtete von SMS voller kalauernder Poesie mitten in der Nacht, weil Kilmister die Zeitverschiebung gelegentlich aus den Augen verlor. Er war, wie so viele seiner Landsleute, des sonnigen Wetters wegen nach Los Angeles gezogen, wo er allerdings seine Zeit meist im angenehm dunklen Rainbow Bar und Grill verbrachte. Sein bester Freund dort, ehemals Schlangenbändiger bei Alice Cooper, fand die schönsten Worte zu Abschied: „Wenn Du um Deinen Geburtstag herum stirbst, dann soll es so sein. Gute Check-out-Zeit.“ Hinter ihm war ein Altar aus Marshall-Boxen aufgebaut. Die Urne in Form von Lemmys Hut stand da neben seinen Stiefeln, umgeben von weißen Blumen.

Am Ende wurde seine Bassgitarre für eine letzte fiepende Rückkoppelung mit der Ewigkeit an die Lautsprecher gelehnt. Dann gingen alle in die Rainbow Bar, Jack Daniel’s mit Cola trinken. Jemand machte den Vorschlag, diese Kombination in Zukunft „The Lemmy“ zu nennen. Der Namensgeber wird jetzt in Nachbarschaft von Sammy Davis Jr., Elizabeth Taylor und allerdings auch Michael Jackson und Ronald Reagan - selbst wenn das in seinem Fall immer noch unwahrscheinlich klingt - ruhen.

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Trauergäste, ein paar

Tony Brown
MOTÖRHEAD Manager

Feine Leitung der Feier

Paul Inder
Lemmy’s Sohn

"Niemand kann seine Eltern aussuchen. Lemmy war kein konventioneller Vater. Aber mein Vater war ein Sechser im Lotto...
Du warst perfekt, mein einzigartiger Rock-and-Roll-Daddy. Hab eine gute Reise, mein lieber Vater. Du bist wieder unterwegs, auf dem Weg zum großen Auftritt im Himmel." 

Mikkey Dee
MOTÖRHEAD drummer

"Lemmy, lass es auf der anderen Seite etwas ruhiger angehen!"

Cheryl
Lemmys Freundin

„Er war die Liebe meines Lebens, aber auch die Liebe eures Lebens. Lemmy, wir lieben dich, wo immer du jetzt auch bist.“

 „Slash“
Guns N’Roses

Lars Ulrich
Metallica Schlagzeuger

Robert Trujillo
Metallica Bassist

Triple H.
Wrestler HHH

Nina C. Alice und Jim Voxx
Rockband Skew Siskin (Berlin)

Angeblich auch anwesend:

Ozzy Osbourne, Doro Pesch...

Dave Grohl
Nirvana / Foo Fighters

Trägt zum Abschluss, unter Tränen, den Liedtext "Precious Lord, Take My Hand" von Little Richard vor:

„Precious Lord, take my hand
Lead me on, help me stand
Lord, I'm tired, Lord, I'm so weak
Lord, You know I am worn

Through the storm, through the night
Lead me on to the light
Take my hand, precious Lord, lead me home

When my way, it gets kind of dreary
Precious Lord, somewhere near
When my light is almost gone

Hear my cry, Lord, hear my call
Hold my hand lest I fall
Take my hand, precious Lord, lead me home“...

...mit erhobenem Plastikbecher:

„Cheers, Lemmy!“

Der MOTÖRHEAD Bass-Techniker stöpselt Lemmys Bass in den Verstärker und lehnt ihn rustikal gegen einen Bass-Lautsprecher. Die Einstellung der Lautsrärke lässt Dave Grohl, auf dem Weg vom Rednerpult, bereits zusammenzucken. Nach zusätzlicher Bedienung des Reglers auf Anschlag dröhnt die traditionelle Konzert-Abschluss-Rückkoppelung durch die Kapelle.

Alle Trauergäste erheben sich zu standing ovations... Danke, Lemmy.

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Siehe auch Süddeutsche Zeitung

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