HPT-03

"Special Late Night"
Barry Mc Guire & John York (Byrds)
unplugged 2 Stimmen, 2 Gitarren und viele Geschichten
Kundenhalle der Kreissparkasse
Altenkirchen

von Horst-Peter Schmidt

Alle, die noch einmal zwei Ikonen der 60er Jahre „live on stage“ erleben wollten, hatten am 23.8.08 in Altenkirchen (Westerwald) Gelegenheit dazu: Barry McGuire und John York gaben sich die Ehre mit ihrer Show: " Trippin‘ the 60s.“

Barry McGuire, 73, inzwischen glatzköpfig, hatte mit seinem Weltuntergangshit "Eve Of Destruction“ seinen (einzigen) Riesenhit in den 60ern.

John York ist dem wohl informierten Leser als Bassist der Byrds (1968-69) bekannt.

So standen nun beide mit 24 Saiten (zwei 12-saitige Akustik-Gitarren) auf der Bühne und ließen das meist etwas betagtere Publikum eine authentische Zeitreise zurück in die Sixties miterleben.

Barry McGuire, der Hauptdarsteller der Show, erzählte von seinen Erlebnissen und Anekdoten mit Gleichgesinnten und Freunden, um anschließend deren Lieder anzustimmen:

Wie er mit Roger McGuinn (Byrds) über den Sunset Boulevard in LA schritt und zu der Musik der Byrds in Ciro’s tanzte, wie er sich in Mama Cass’s möbellosem Haus einistete und dort John und Michelle Phillips (Mamas und Papas) sowie John Sebastian(Loving Spoonful)  traf, der ihm zeigte, dass man eine Harmonika auf verschiedene Weise spielen konnte ("you should not only blow it, you can also suck it“.) Bei Stücken wie Mr.Tambourine Man, Turn Turn Turn, California Dreaming, Monday Monday, Daydream, Do you Believe in Magic, kam dann richtig Nostalgie auf. Es würden den Rahmen dieses Berichtes sprengen, wenn man auf alle Einzelheiten eingehen würde.

Allerdings muss man sagen, dass Barry’s Gitarrenspiel eine gewisse Virtuosität vermissen läßt und er sich auf seinen Leadgesang und das Spielen der Rhythmus-Gitarre konzentrierte. Aber da war ja noch John York. Als bekennender Byrds-Aficionado muss ich zugeben, dass ich hauptsächliche wegen John York nach Alternkirchen gefahren bin. Und ich wurde nicht enttäuscht. John York war der musikalische Maestro des Duos. Neben seinem exzellenten Gitarrenspiel auf der 12-String überzeugte er auch durch seinen wundervollen Lead~ und Harmoniegesang.

Kurzum: In den zwei Stunden fühlte sich das Publikum in die Zeit des Flower Power Zeit zurückversetzt. Die zahlreichen, oft humorvoll vorgetragenen Anekdoten erheiterten, es wurde aber auch nichts beschönigt (z.B Drogenkonsum).

Also ein rundum gelungener Abend, in dem lediglich der Simultanübersetzer ein wenig nervte. Man mag zwar in den USA keine weiteren Sprachen sprechen; das deutsche Publikum hätte Barry McGuire’s Erläuterungen auch ohne Übersetzung im Westlichen verstanden.

Nach der Show gesellten sich Barry und John unter das Publikum, wo sie zahlreiche mehr oder weniger vergilbte Plattenhüllen bereitwillig signierten. 

CD Tip:
John York: Claremont Dragon, Taxim Records

Text und Bilder Horst-Peter Schmidt


p.s.: Beim Eintreffen der beiden mit kleinem Tross und noch kleinerem Gepäck auf dem Schlossplatz von Altenkirchen: "I am Mary, the wife of Berry" - und während des Auftritts, Berry, über die PA: "How old are our grandchildren?", aus dem Hintergrund der Schalterhalle Mary: "Six and Eight!". Was meine Befürchtungen der Beseeltheit durch CCM und "Singet dem Herrn ein neues Lied" betrifft, davon war den beiden, den drei, auch nicht die Bohne anzumerken. Bester Hinweis das Cover von John Lennons "Imagine", 'Imagine there's no... religion too...'.
Ein rundherum schöner Abend.

Karlheinz

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