John Mellencamp

"Kein Wunder, dass der breiten Masse Musik weitgehend egal ist." - Zum Zustand der Musikindustrie 

John Mellencamp beklagt die Unterordnung von Kreativität und der Musiker selbst unter die Wall Street und deren Shareholder-Interessen, eine "Kultur der Gier" nach Hitparadenplatzierungen als einziger Existenzberechtigung für Musik und parallel dazu die Ahnungslosigkeit der Musikindustriekapitäne, die nicht wussten, wie sie die neuen Technologien für die Musiker nutzvoll einsetzen könnten. Bester Beweis, schon die CD war eine reine Erfindung der Habgier. „Sie wurde aus dem Kalkül heraus lanciert, dass die Leute CDs von Alben kaufen die sie schon auf Schallplatte hatten... Klangqualität war angeblich eines der wichtigen Verkaufsargumente für die CD, aber wir wissen, dass die nicht viel taugte. Es war ein einziger großer Schwindel auf Kosten der Musikkonsumenten.“ 

Und heute werde vom Künstler erwartet, sich selbst darum zu kümmern, mit seiner Musik Geld zu verdienen. Dafür aber sei er nicht auf der Welt. „Woody Guthries Tochter Nora erzählte mir einmal eine Geschichte über einen Empfang, auf dem auch Bob Dylan war. Hinter vorgehaltener Hand ließen sich die Menschen aus der Industrie darüber aus, was für ein ungeselliger Mensch dieser Dylan doch sei. Als Nora davon hörte, sagte sie etwas sehr Grundsätzliches. Sie sagte, dass Bob Dylan nicht geboren wurde, um sich am Cocktailgeschwätz fremder Menschen zu beteiligen. Sein Sinn im Leben sei es, großartige Songs wie „Blowing In The Wind“ und „The Times They Are A’-Changing’“ zu schreiben. Mit dieser Geschichte ist für mich alles gesagt. Ein Künstler ist auf der Welt, um dem Zuhörer die Chance zu geben, etwas Wahrhaftiges zu erleben, selbst wenn er es nur in kleinem Rahmen schafft. Aber auch wenn ein Musiker nur für dreieinhalb Minuten fasziniert, ist das etwas, für das man dankbar sein kann. Überlegen Sie sich einmal, was für eine Bereicherung ein Song wie „Like A Rolling Stone“ für unser Leben ist. Im Gegensatz zu einem Schlager wie „Monster Mash““. 

Zu den vereinzelten und bisher nicht besonders erfolgreichen Versuchen einiger Musiker, eigene Wege der Vermarktung zu finden, bemerkt er: „Aber die alten Spielregeln gelten nicht mehr. Weil es kein Spiel mehr gibt. Es gibt keine Straße mehr, auf der sich die Musik durchsetzen kann. Es gibt keine Zeit mehr für Musik, sich zu entwickeln und zu reifen. Kein Wunder, dass der breiten Masse Musik weitgehend egal ist. Es ist ja nicht so, dass die Menschen Musik nicht mehr lieben. Es ist nur die Art, wie sie ihr angeboten wird, die nicht mehr viel Menschliches hat.(aus: John Mellencamp, „Wie ein Rudel Katzen“, Süddeutsche Zeitung, 2009-04-04/05)

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John (Cougar) Mellencamp, * 7. Oktober 1951 in Seymour, Indiana, USA, politischer Aktivist & Rock- und Folksänger
- Homepage
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Jack and Diane” Video, Album “American Fool”, 1982
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Rain On The Scarecrow
- “Green River” mit John Fogerty (CCR), Indiana 2005
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