Wenn ich an Komiker denke

Jens-Christian Rabe: "Endgültig neue Maßstäbe cleverer Comedy"

von Karlheinz Damerow


Leserbrief zu:

... UND DREI WEITERE...
Böhmermann & Varoufakis

von JENS-CHRISTIAN RABE
Süddeutsche Zeitung, 27. Februar 2015

Siehe auch...


Wenn ich an die denke, die einmal hier waren und kleines und großes Existenzielles mit Herz und Verstand in humanen Humor, menschenfreundlichen, sozialen Witz, „Nutz-Poesie“ verwandelten, dann denke ich mit viel Vergnügen an Karl Valentin/Liesl Karlstadt/Wilhelm Bendow/Peter Frankenfeld/Hanns Dieter Hüsch/Wolfgang Neuss/Jürgen von Manger/Vicco von Bülow/Evelyn Hamann/Heinz Erhard/Heinrich Pachl/Dieter Hildebrandt...

Wenn ich an die denke, die für uns auch heute noch in eben diesem Sinn komisch sind, dann lache ich mit und danke aus vollem Herzen Olli Dittrich/Hans-Markus Barwasser/Rainald Grebe/Christian Springer/Helge Schneider/Hape Kerkeling/Ottfried Fischer/Dieter Nuhr/Herbert Feuerstein/Richard Rogler/Gaby Köster/Django Asül/Elke Heidenreich/Luise Kinseher/Martina Schwarzmann/Bernd Witthüser/Walter Westrupp...

Wenn ich an die denke, die uns mit ganz besonderer intellektueller Wucht und Meisterschaft zu einem komischen Blick auf uns selber verhelfen, dann denke ich an Georg Schramm/Gerhard Polt/Volker Pispers/Hagen Rether/Christoph Süß/Dieter Hallervorden...

Wenn ich an die denken muss, deren banales, oft aggressiv schadenfroh zynisch wütendes Witzchen-Bemühen mir – bei jedem in eigener Weise –  anhaltend unerträglich ist, dann geht das leider nur mit Nennung ihrer Namen: Stefan Raab/Mario Barth/Ilka Bessin/Harald Schmidt/Oliver Pocher/Karl Dall/Otto Waalkes/Jürgen von der Lippe/Hella von Sinnen/Atze Schröder/Michael Mittermeier/Olaf Schubert/Rolf Miller/Eckardt von Hirschhausen/ und... Fußballübungsleiter Klopp & Jan Böhmermann...

Dass Jens-Christian Rabe offenbar meinte, mir Letzteren via Süddeutsche Zeitung überhaupt erst zur Kenntnis bringen zu müssen, kann ich leider nur als Verschwendung von Papier, Druckerschwärze und Gebühren sehen. Ganz zu schweigen vom Gegenstand seiner hymnischen Bewertung einer „endgültig neue Maßstäbe“ setzenden „Großtat“, einer „Glanzleistung clever aufgeführter und inszenierter, wirklich guter Comedy“. Meint er damit doch einen Video-Clip, den dieser Ohne-Punkt-und-Komma-Schwätzer Jan Böhmermann verbrochen hat, in dem er eine Auswahl wohlfeilster „Hässliches-Deutschland-Klischees“ „irre fein“ rammsteinig auf einen „sexy(?) Superhelden“ im „Schäferhund-Welpen-Ledermantel“ „textet“, der einer „hysterischen Schäuble-Kampagne“ gegen das unschuldige Volk der Griechen den spieletheoretisch professoral gepflegten, salonmarxistischen „Effe“ zeigen lässt. Eine sich links außen anbiedernde Provokation von Mutti und Vati aus dem ewig jungen Pubertisten-Repertoire. Eine Leistung die selbst verständlich nur „das incognito unfehlbare Netz“ zu würdigen weiß. Ganz sicher nicht „die üblichen Rentner“ und „Fernseh-Programmdirektoren“ mit ihren „Alte-Leute-Argumenten“.

Existenzielles Thema, ja. Herz und Verstand, humaner Humor, nein. Dafür ein arroganter, selbstverliebter, aggressiver „Witz“, den auch ein Fußballübungsleiter Klopp meint, gegen einen, ihm und seinen zahlenden Adepten, unliebsamen Sportjournalisten bemühen zu müssen. Eine rhetorische Droge, verschwurbelt mit „Leidenschaft“, der Kernqualifikation einer „ungebremst modernen“ Leistungsgesellschaft, die jeden noch so extremen emotionalen Ausbruch vom Verdacht krankhaften Steuerungsverlusts befreit. Im Dunstkreis solcher Narziss-Charismaten – manche werden vielleicht auch sagen: unerzogener Kinder – wird einmal niemand mehr behaupten dürfen, der Lynchmob ist aus „heiterem“ Himmel gekommen.

So gerne ich sagen möchte: Nicht auch noch unverdiente Aufmerksamkeit schenken – Wäre aber fahrlässig: Daher, ganz unbedingt über solche Komiker nach-denken! und weiterleiten!

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