JUST IN TIME
GIG
IN SCOTLAND 2005
 

Intro

Ich liebe diese "gute alte" Zeit, in der man nicht weiß, was sein wird, sich dafür aber daran erinnern kann, was gewesen ist, und in der man fortwährend in dem mehr oder weniger kurzen und immer wieder neuen Jetzt lebt. Ich bin dankbar, dass ich, in der absolut kurzen – für mich langen – Zeit meines nun über 60 Sonnen- Umrundungen währenden Lebens, weder passiv, als Opfer leidend (vielleicht ein wenig als Vertriebenen-Kind, aber nicht richtig gefühlt), noch aktiv, als Soldat oder Terrorist, Leiden zufügend, einen Krieg erleben musste, obwohl die Welt um uns herum, in dieser Zeit, voll davon war und ist. Ich bin dankbar, dass ich Arbeit habe, mit deren angemessenem pekuniären Gegenwert der Lebensunterhalt äußerst klaglos zu bestreiten ist. Ich bin dankbar, dass ich – immer intensiverem Nagen immer zahlreicherer Zeit(un)geister zum Trotz – seit fast 40 Jahren mit Elke zusammen leben durfte. Ich bin froh, dass es neben der Arbeits- auch "Frei"-Zeit gibt, frei von lebenserhaltender Erwerbstätigkeit, vielleicht auch frei zu etwas selbstbestimmteren Aktivitäten. Ja, und dann bin ich froh, dass es viel, mit jedem Tag immer mehr, Vergangenheit gibt, an deren angenehm Erlebtes ich mich, wenn ich mag, gern bis schwelgend erinnern, in der ich aber auch alles unangenehm Erlebte wie im Nebel gnädig verschwinden lassen kann, nachdem es hoffentlich seinen Dienst am "Aus- Fehlern- Lernen"- Schalter erledigt hat. 

Bevor Zeit so kurz nach ihrer noch viel kürzeren Gegenwart Vergangenheit wird, ist sie Zukunft gewesen. Idee, Plan, Hoffnung, Traum... Toll! Noch ’mal: Ich mag diese Zeit!

Auch dann, wenn vieles, was in den zahllosen Zukünften ebenso zahlloser Menschen angesiedelt wurde, nie eine eigene, auch nur annähernd entsprechende Gegenwart bekommt. Das Erlebnis des Planens, Sich- Vor- Stellens, Sich- Vor- Freuens allein ist ja schon ein Gewinn, nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Da ist auch was dran. Wenn dann Ideen, Pläne, Hoffnungen, Träume, auch noch ganz große, fast eins zu eins, oder sogar noch mehr als das, Gegenwart werden, dann habe ich am intensivsten das Gefühl, dass das Leben doch ein unverdientes, unverschämt tolles, unschätzbares Geschenk ist. So sehe ich denn auch mein Leben wie das eines Jägers und Sammlers eines mit jeder Erdumdrehung größer werdenden Schatzes guter Erinnerungen.

Ein Stück Vergangenheit, das wir, Elke und ich, gerne erinnern werden, ist mit Sicherheit DAS, worüber die folgenden Strophen berichten.

Verse 1

Lange bevor DIES Zukunft war, hatten sich sieben Menschen gefunden, um einem gemeinsamen Geschmacks-Nenner von Musik zu frönen. Diese, nennen wir sie ’mal Virginia, Elke, Jörg, Karlheinz, Mike, Rüdiger und Uwe, meinten, über mehrere Jahre des Probens (= Üben im Schul- Keller) und 16 Gigs (= Auftritte), einen derartigen musikalischen Könnens-Stand erworben zu haben, dass sie der Verwirklichung eines bescheiden kühnen Planes gewachsen wären, nämlich ein-ein-halb Tausend Kilometer zu einem Auftritts-Ort anzureisen, ins Mutterland eben der Musik, die sie selber nachspielten, der Rockmusik. Genauer gesagt gar in eine, vom Mutterland dieser Musik annektierte Provinz, Scotland. Der offizielle Anlass - die Feier gerader, runder oder sonst welcher Geburtstage - kann getrost als Tarnung verstanden werden, gegenüber allen durchaus angebrachten Verdächtigungen über den geistigen Gesundheitszustand derer, die diese "irre" Unternehmung wagten. Es war die Idee der Band, letztlich wohl auch aus dem Wunsch, ihr Können, ihren Mut und ihre Motivation auf die Probe zu stellen. Als der Gedanke einmal in einigen Köpfen war, ging er nicht nur aus diesen nicht mehr heraus. Eine stetig wachsende Zahl weiterer, häufig behelmter, aus den Reihen des Motorrad-Clubs der „Alten Säcke“, ließ es sich nicht nehmen, sich ebenfalls davon anstecken zu lassen. 

Wir, Elke und Karlheinz, reisten schon seit vielen Jahren immer wieder zu dem Haus und an den Ort, in die wir uns auf den ersten Blick verliebt hatten, Kings House Hotel, am Rande des Rannoch Moor, im Glencoe in Scotland. Kein Mensch weiß noch, wann die Idee geboren wurde. Auf jeden Fall wurde sie es, promilleträchtig, irgendwann im Jahr 2003 und lautete: JUST IN TIME machen einen Auftritt in Scotland zum ...sten Wiegenfest von... und zum ...sten Geburtstag von... Klaaa, koma- generierter Schwachsinn! Väägisssesss! Doch... Bereits auf dem Schottlandbesuch zu Karneval 2004 wurde die Idee von Elke und mir mit Verantwortlichen vor Ort im Kings House besprochen, die Machbarkeit ventiliert. Und... sie fiel bei diesen auch nicht im Entferntesten auf ausgesprochen überwältigende Skepsis oder gar hartnäckigste Ablehnung; sie verursachte eher den ermutigenden Eindruck nonverbaler Signale nach dem Motto: "Na, lass sie mal weiter spinnen, diese beiden Verrückten vom Festland". 

Eine Bemerkung zu den Besonderheiten des Kings House ist fast ebenso romantisch wie notwendig, um die eigentümliche Stimmung an diesem Ort nachzuempfinden: Es scheint keine / n Besitzer dieses Hauses zu geben. Vielmehr – als ältester Ausschank- und Rast-Platz mit amtlicher Erlaubnis in Schottland, ein nationales Denkmal (ursprünglich, vor Jahrhunderten, für Pferdekutschenlenker und deren Antriebseinheiten erbaut und mehrfach erweitert) – gibt es für dieses Gemäuer eine Gruppe von Menschen, die sich um seinen Erhalt kümmern, und es gleichzeitig betreiben, die "Keeper, Bewahrer, Hüter, Wächter..." des Kings House. Ganz sicher sind wir uns darüber noch immer nicht; aber dennoch, zwei von diesen Keepern scheinen die Mutter von Roderick, dem Manager, und dieser selbst zu sein. Ein Weiterer Bob Morvan, der Chefkoch. Doch, wer noch, und ob wir mit dieser Vermutung überhaupt richtig liegen: wir werden dran bleiben.

Karneval 2005 verabredeten wir erneut vor Ort, mit Roderick: - den Termin der Ankunft, den Sonntag, 2.10.2005, - den Termin des Auftritts, den Montag, 3.10.2005, - den Auftrittsraum, die Bar, - den Sonderpreis für sämtliche 44 Betten des Hauses um den Auftritts-Termin herum, - und machten mit Bob Morvan, Chefkoch des Kings House ein Büffet für zirka 40 Mäuler am Vorabend des Gigs, den Sonntagabend, aus. Damit war der Pfeil natürlich nicht nur nicht mehr im Köcher, er hatte die Sehne um Einiges verlassen. Ein Zurück gab es also nicht nur quasi nicht mehr. Und die Verantwortlichen im Kings House konnten die „Verrückten aus Cologne“ mit dem selben Wort, allerdings mit neuem, etwas weniger bemitleidenswerten Inhalt versehen. 

Elke verwaltete von nun an, über das Hin und Her der – "...fahre mit, kann nicht, vielleicht doch..." - schwankenden Motivationen, - die Zimmerbelegung im Kings House, - die von einigen freiwillig eingerichteten Reisekosten- Anspar- Konten. Nachdem für die absolute Mehrheit der motorisiert Anreisenden der Hafen von Amsterdam, Welsen- IJmuiden, als Einschiffungs-Hafen, mit dem entsprechenden Zielhafen, Newcastle upon Tyne, feststand,
- machte sie die Fähr- Buchungen für Personen und diverseste Fahrzeuge, inklusive eines angemieteten, extra langen Kleintransporters für den Transport des Band- Equipments, den Pkw mit Hänger plus Mopeds von Lutz- Rüdiger und Familie, Anne und Kinder, sowie sieben weitere Motorräder, auch für die unterschiedlichsten Rückreisetermine,
- koordinierte die Einflechtung derer und deren Buchungen, die per Flieger und derer, die bereits früher und selbstorganisiert anreisten,
- besorgte, rechtzeitig vor der Fahrt, unter fachfraulicher Vermittlung durch Major Uwes Schwester, die Schottischen Pfunde – die mussten es sein! – der von ihr verwalteten Ansparkonten. Das ist Elke! So kennt man sie! Danke Dir! 

Verse 2

Kurz vor der Abreise, am Samstag 1.10.2005, war noch die Frage zu klären: Nehmen wir einen Strom-Generator von Köln aus mit, oder mieten wir einen in Scotland. Kein Mensch aus der sympathischen Gruppe der Bewahrer des Kings House konnte nämlich mit Sicherheit sagen, ob / dass im Haus ausreichend Anschlüsse für die elektrische Versorgung unserer Band-PA (Beschallungsanlage usw.) vorhanden sind. Eine Kölner Firma half bei der Entscheidung, indem deren Boss ebenso wenig freundlich wie geschäftstüchtig verkündete, „Für Schottland verleihen wir nicht!“. Na danke, dann brauchen wir so’n Ding ja auch gar nicht erst an den Transporter hängen und mitschleppen, geschweige denn, in den hinein wuchten. Eine Firma in Oban (Scotland) versprach denn, nach Vermittlung durch Roderick, die pünktliche Anlieferung am Montag Morgen. We very inbrünstigly hope so! 

Das Anmieten eines Transporters der notwendigen Größe gelingt mit Hilfe von Maritas, Major- Uwes- besseren- Hälfte- Freundin entgeltschonend bei der Firma Star- Cars an der Bonner Straße in Köln. Verbringen desselben zum Humboldt- Gymnasium, Verladen des Band- Equipments mit oft bewährter, großer Hilfe der geübten Hände von Uwe S., Thomas B. und Lutz- Rüdiger R. Und... schon ist es so weit: Der Abreisetermin ist da, die Nervosität ist weg. Auf geht’s in Richtung Nord- Nord- West, nachdem die nichtmotorisierten Mitreisenden, Anna und Helge Becker - unsere Stammkneipiers in Köln - im Transporter unter meiner Lenkung und Johanna M’Ahadhbi (Hanna), ihr Göttergatte Mourad, Elkes Laden-Mitarbeiter und Martha, Elkes Mutter in deren Seat, unter Elkes Lenkradbedienung Platz gefunden haben. Erster Treffpunkt: Autobahn-Raststätte Hünxe- Ost, mit den aus der Kohleregion und drum herum Anreisenden. Auf den Mopeds: Heute nicht so das Wahre, es ist feucht. Dennoch, alle sind da und guter Laune.

Scotland, wir kommen!

Die Strecke Richtung Amsterdam zieht sich. Die Sonne setzt sich langsam durch und nach einer Ehrenrunde erwischen wir die richtige Abfahrt nach IJmuiden und werden schon erwartet von Michael H., dem Wikinger aus Schleswig, der bereits eine riesige Anfahrt mit Start in der Nacht und mit noch weit mehr witterungsbedingten Unbilden hinter sich hatte. Wir sortieren uns in die Schlange der Wartenden vor der Fähre. Die „Queen Of Scandinavia“ liegt wuchtig am Kai. Da wir zeitlich viel Luft hatten, und die Sonne ihren Verpflichtungen weiterhin nachkam, verlief dann das Einschiffen sehr Nerven schonend. Abstellen der Pkws, Verzurren der Mopeds, Auffinden der Kabinen und sich wiederfinden auf dem entsprechenden Außen-Deck. Das Ablegen der Fähre wird begleitet durch das schraubenbewegte Einlaufen eines Dreimast-Seglers. Die Fahrt geht hinaus auf die Nordsee bzw. den Ausläufer des Chanel und dann weiter Richtung Nord- Nord- West mit orange glühendem Sonnenuntergang im Kielwasser der Fähre, lovely. 

Die Bar an Deck schließt, was uns logischerweise unter Deck zwingt. Eine kleine Zahl un- öko- logischer Dosenbier- Paletten begleiten die dunklen Stunden – alle Mann und Frau hoch um ein Tischlein auf ein paar Sitzen und auf dem beteppichten Boden direkt vor dem Eingang zur First- Class- Futter- Lounge – bis ein Schiffsbediensteter uns sehr höflich (!) zu einem, uns viel angemesseneren Biotop geleitet, den Eingang zur Midnight- Bar, ohne Konsumzwang und ohne die Konsumneigungen potenzieller Kunden durch unser Vorhandensein bremsend: So muss es sein! Viel Spaß bis der oder/und die Letzte in den Kojen verschwunden war, je (geistig) jünger, desto später, wie es sich gehört... Nach durchaus noch geruhsam und nicht zuletzt heineken- seelig- nordseewellen- geschaukelt verpennter Rest- Nacht: Die Fähre findet den Weg in den River Tyne, an dessen Ufer das Städtchen Newcastle (Neuburg) liegt, und an deren alten aber immer noch namensgebenden Gemäuern vorbei ging’s zur Anlegestelle der Fähre, dem Port Of Tyne. 

Ausschiffen, Sammeln, Ausgabe und In-Empfang- Nahme der jeweiligen Tages- Parole: Die Route gen Scottish Highlands. Obwohl vierräderige – meist schwerer und langsamer -  und zweiräderige – meist leichtere – Gefährte eine deutlich unterschiedliche, "natürliche" Kumpanei stiftende, sprich Rudelbildungs-Wirkung aufeinander haben – der Pkw- Trupp und der der Biker trafen sich wundersamer Weise, unabhängig von der geplanten Route, unterwegs immer wieder. Und nach mehrmaligen Rastpausen erreicht die "Dosen = Pkw- Truppe" Kings House noch locker bei Tageslicht.

Begrüßung der "Business"-Teilnehmer, die per Flieger angereisten: Virginia, die JIT- Sängerin und Sandra, ihre Freundin, Rüdigers Tochter Cornelia, Rüdiger selbst und Jörg, der JIT- Trommler mit Ryanair über Glasgow-Prestwick, mein Bruder Reinhard und dessen Sohn Hans- Christian, Brigitte aus Berlin, die schon früher über Edinborough hier her angereist waren, Udo und Juwe vom "bei mir", bzw. HB-Waterkant und Ingo, Marion und Stefan aus Düsseldorf bzw. Afghanistan... Von den Bikern noch keine Spur. Nach einiger Zeit: Das müssen sie sein! Nein, die brettern vorbei in Richtung Glencoe. Dann doch: Sie kommen zurück, sie sind es.

Alle Mann und Frau an Bord. Alles in den vorgesehenen Zimmern verstaut. Alles im Frühstücksraum eingelaufen, das "Geburtstags"- Buffet ist aufgefahren. Nach einer etwas reservierten Reaktion auf die undefinierbare grüne Suppe - Erbsen?... sind es nicht, probieren: Oh, schmeckt lecker – war das "Eis gebrochen". Wir sind noch immer d'ran, herauszufinden, was dort alles genau auf den Tisch kam – werden es mitteilen, so bald wir’s von Bob und seinen Mitarbeitern erfahren haben (auf dem diesjährigen 2006er- Karnevals- Schottland- Besuch ist uns dies auch nicht gelungen), nur keine gottlose, kontinentale Hektik. Den allgemeinen Reaktionen zu entnehmen, schien uns, dass es den Meisten gemundet hat und wohl auch ein paar Grad des Klischees von besch...ener Britischer Küche (war’s ja auch nicht, war die schottische eines englischen Kochs) korrigieren konnte.

Nach einem anstrengenden Anreisetag wurde der Absacker an der Bar ein sehr gemäßigter, zumindest für uns. Room #10 erwartete uns und enttäuschte nicht: Es wurde, wie immer, eine äußerst erholsame Nacht. 

Verse 3

Frühstück diesmal, da so abgesprochen bis 11, auch noch nach halb zehn (wie üblich) für ein Pärchen, das verpennt hatte; den Ärger für die Frühaufsteher, die entsprechend erst eine halbe Stunde später frühstücken durften, lindert Jessie, die Barchefin, die schon entgegen der Absprache früher für Kaffee sorgte. Und: Warten auf den Generator.  Ja wo bleibt er denn? Wird von einer Firma in Oban angeliefert. Ist, Ergebnis eines Anrufs bei der Firma: unterwegs. Aufbau des Band- Equipments, aus dem edel, direkt am Lieferanten- Ein / Not- Aus- gang der Bar positionierten Lkw an die Bar mit den helping hands von Lutz- Rüdiger R., Thomas B., Uwe S., Micha U. und natürlich der gesamten Band. Und siehe da – auch der Generator ist da. Er erzeugt, an den Gestaden des River Etive problemlos vor sich hin blubbernd, die nötige Power, um JUST IN TIMEs Bemühungen zu Gehör zu bringen. Sound-Check in ungewohnt nervenschonender Weise – es bleibt Zeit für ein erstes bikendes Erkunden des Glencoe. Jörg genießt die Ruhe von Room #4 mit Blick auf den Buck und braucht diesmal keinen Halbmarathon zur Einstimmung auf einen Gig. 

DER Abend naht, die Biker lassen es sich nicht nehmen, Elke und mir, den vermeintlichen oder auch Verursachern dieses verrückten Events, einen 16 years Balblair Single Malt Whisky zu verehren. We were and still are very honoured! Ein absolut edles Gesöff. Ein beachtlicher Rest steht immer noch, auf entsprechend hochrangige Anlässe wartend, auf dem Shelf im Hohen Westerwald. Das Publikum besetzt die Bar des Kings House. Zu denen gehörten, bisher noch nicht erwähnte, Clive Band & girlfriend, der Enkel einer schottischen Großmutter, Katja V., beide aus dem Schwabenland, Marita, Major Uwes bessere Hälfte, Ingo, Marion und Stefan, Johanna L., die bessere Hälfte von Mike, Annegret, Lutz- Rüdigers Holde und Kinder Valerie und Thorben, Martha, Elkes Mutter - gerade von einem Rückenmarks-OP-Tisch gesprungen und entsprechend nicht ganz schmerzfrei- iggelig (rheinisch = unleidig). 

Zum Publikum gehörten auch eine nicht geringe Zahl "Eingeborener", unter anderem die Schwester von Roderick aus Glasgow mit Mann; Roderick hatte sie nach dem Sound- Check angerufen und (wahrscheinlich) gesagt: Das dürft Ihr Euch nicht entgehen lassen. Nachdem sie in aller Eile eine Betreuung ihrer Kinder organisiert hatten, waren sie pünktlich da, in der Bar des Kings House. Und eine der "Vorgruppen", Hannas Gospel mit Satchmo, beeindruckte denn auch sichtlich (siehe die Bilder). Neben Jessie, die Chefin der Bar und eine der Seelen des Hauses (für die JIT extra das entsprechende Stück intonierte(?!), was ungeahnte Farbe in ihr Antlitz zauberte), ihr erster Untergebener, Andrew, der Barkeeper mit berufsbefähigender Alkohol- Phobie, der leider schon nach vier Lager ins Bett getragen werden musste und trotz freiem Abend tragischerweise nur wenig vom JIT-Konzert mitgekommen hat. Poor Andrew.

So gegen kurz nach acht ging’s dann los. Als erste "'Vor'Gruppe" sang Roger Jende, ein Kollege aus Duisburg, unplugged mit seiner Klampfe ein R'n'R- Potpourrie, von seiner sonoren Stimme getragen: Much applause. Daran lückenlos anschließend kamen, über die JIT-Anlage singend, Udo, der einzige stilechte Wikinger zwischen Fort Williams und Köln-Süd mit seinem kongenialen Gesangspartner Juwe von der HB-Waterkant, - womit sonst -  mit einem Bündel scotischer Traditionals. Nicht nur Eulen nach Athen! Much respect. Dann kam der Heuler des "Vorprogramms", Hanna mit Gospel und Satchmos 'Wonderful World', eine beeindruckende Stimme, und Rodericks Schwester war hin und wech! Und last but not... eine Jungfernfahrt: Lutz- Rüdiger traute sich zum ersten Mal in seinem Leben live Gitarre zu spielen und dazu zu singen, in beeindruckender Manier. Respekt vor dem Mut, er ist belohnt worden. Danke an alle, Ihr wart zauberhafte opener! Eine Lokalrunde, gestiftet von Marcel W., der kurzfristig, beruflich bedingt nicht dabei sein konnte, obwohl er schon angespart hatte, verstärkte zusätzlich die bereits heitere, entspannt gute Stimmung,...

...und dann, 3.10.2005, so gegen 10 p.m., kamen JUST IN TIME im Kings House, im Rannoch Moor, im Glen Coe in Scotland auf die Bühne... und für uns der bescheidene Traum, der mit den menschlichen Dimensionen... Denn, was sonst dürften sich eine kleine, spätgeborene Saxofonspielerin, eine kleiner, ebensolcher Bass- Spieler denn - ohne rot zu werden, einfach mal so nebenbei - wünschen, als Rock’n’Roll zu spielen, in einem verzauberten Inn, an einer Ecke der Erde, die diese beiden schon vor langer Zeit verzaubert haben?!

Danke, JUST IN TIME!

Die technischen Probleme in einer Vollholz- Konstruktion "Kings House" mit lebhaftigst resonierendem Boden bei leicht überschaubarer Zahl von Rückkoppelungen zu bewältigen, ist Major Uwes Verdienst. Rüdigers Keyboard beantwortete diese Beschwingtheit des Standorts schließlich mit einem Dauerton und konnte erst nach einer schwingungs- entkoppelnden Operation mit Hilfe von Schaumstoff- Einlagen des Schlagzeug- Stativ- Koffers wieder zu normalem Leben erweckt werden. Mike beeindruckte mit einheimischer Ansage. Neben der durchgehend positiven Resonanz bleibt für uns jedoch der gefühlte Begeisterungswert überwältigend, für mich: Saxons "Requiem":

...

"This song's a celebration
Of what you gave to us
The legacy you left still marches on
Still they play your music
All around the world
Blasting through the airwaves
To the stars"

...

mit Gänsehaut und Kloß im Hals im Rannoch Moore, unbezahlbar. Ende des Konzerts nach über zwei Stunden, am Morgen des 4.10., Nachglühen, dem Anlass angemessen „frühes“ Last Order. Room #10 verspricht und hält für uns und Bäänd- Bär wie immer: Eine gute Nacht. 

Verse 4

Abbau und Verladen des Band-Equipments in den Lkw mit allen erwähnten, bewährten helfenden Händen. Die Glasgow- Prestwick- Ryanair- und sonstigen "Flieger" verabschieden sich. Die Biker dito zu einem Ride durch die Highlands and more, siehe deren verzaubernden und fantasievollen Berichte. Anna, Helge, Hanna und Mourad erfahren das Glen Etive. Anna erjagt aus dem fahrenden Seat um ein Haar, äh, eine Feder, einen Fasan. Erbeutet jedoch als Trostpreis, Trophäe und Spatz in der Hand eben solch eine Feder dieser, hier des Öfteren und sehr tief fliegenden Laufvögel.
Eine zweite Tour geht mit Elke+Seat, Hanna und Mourad und mir+Lkw, Anna und Helge bei inzwischen schönstem Wetter nach Oban. Wie überhaupt - das Wetter war in der Woche vor unserem Hiersein offenbar grauenvoll - nun war es (bekanntermaßen die halbe Miete) neben all dem übrigen Glück auch auf unserer Seite. Nach abrundendem Abend, ebensolcher Nacht und wie üblich ebenso gemütlichem wie genüsslichem Breakfast am Mittwochmorgen und einer letzten cup of coffee bei einer last cigarette im Panoramaroom ging's dann ab in Richtung Newcastle zur Fähre. Tschüss an Udo, Juwe und all die anderen, die noch ein paar Tage Scotland schnuppern wollen. Bye, bye und thanks a lot auch und besonders an das Team des Kings House.

Ohne Komplikationen erreichen wir Newcastle, jedoch nicht ohne den Genuss einer Kostprobe rheinischen Understatements: Langgezogene Rechtskurve (Linksverkehr!), ich nutze ohne Zögern und problemlos den Schwung unseres Kleinlasters zum Überholen eines Trucks; Helge: "Also, hier hätte ICH nicht überholt!". Port of Tyne, die großen Logistiker hatten diesmal mit Millimetermaß gearbeitet. Der Kahn war so rappelvoll, dass unser Lkw zusammen mit einem Wohnmobil auserkoren war, ganz zum Schluss rückwärts die Laderampe hinaufzunavigieren, um dann mit viel Aufregung und Gebrüll der einweisenden Kräfte in eine winzige Ecke links hinter der Ladeluke eingeparkt zu werden. Ävver, et hät ja noch immer joot jejange... So auch hier, wo Elke und die anderen schon befürchtet hatten, wir wären wegen des ehemaligen Trotzkisten Helge vom Zoll gefilzt worden. Nach glatter Überfahrt, Ankunft in Ijmuiden gegen 9 Uhr, Sammeln und Abreise des Konvoys eine Stunde später, letzte Rast – und damit, wie viele gute Stücke, A-B-A, - erneut in Hünxe, diesmal Raststätte West. Nicht, nachdem Thomas in guter Kolonnenfahrersitte, als Letzter fahrend, als Erster auf die Überholspur ausscherend, um den vor ihm Fahrenden das Überholen zu ermöglichen, um ein Haar von einer Polizeistreife mit einem Affenzahn platt gemacht worden wäre. Aber auch hier: Et hät noch immer...

Tschüss, Scotland, das war’s. Kurz vor 4, Ankunft in Köln. Jetzt wird es noch lange dauern, bis alles verdaut sein wird.

Outro

Heisterberg, 14.7.2006

Über acht Monate später. Erneut ist unaufhaltsam Vergangenheit entstanden. JUST IN TIME sieht einer neuen personellen Formation entgegen. Das ist wieder Zukunft, Herausforderung, vor uns liegender Weg. Davon unabhängig ist aber auch erneut unser Schatz der guten Erinnerungen größer geworden. Daran haben ohne Ausnahme alle ihren Anteil, die bei diesem „irren Gig“ in Scotland dabei waren, besonders aber: "Diese, nennen wir sie ’mal
Elke, Virginia, Jörg, Karlheinz, Mike, Rüdiger und Uwe!!!"

Thank you all and see you later... Danke und bis die Tage!

Elke und Karlheinz

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